Anzeige
Für weitere zwei Jahre

Weidel und Chrupalla bilden weiter die Doppelspitze der AfD

  • Veröffentlicht: 29.06.2024
  • 16:33 Uhr
  • Michael Reimers

Die AfD setzt weiter auf ihr Führungsduo Alice Weidel und Tino Chrupalla. Besonders viel Zustimmung auf dem Bundesparteitag in Essen erhielt Co-Chef Chrupalla.

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Alice Weidel und Tino Chrupalla leiten für zwei weitere Jahre gemeinsam die AfD.

  • Auf dem Bundesparteitag in Essen stimmten 83 Prozent für Chrupalla und 80 Prozent für Weidel als Parteivorsitzende.

  • Ein Antrag, die Doppelspitze abzuschaffen, fand keine Mehrheit.

Alice Weidel und Tino Chrupalla sind für zwei weitere Jahre als Parteivorsitzende der AfD bestätigt worden. Für Chrupalla sprachen sich beim Bundesparteitag am Samstag (29. Juni) in Essen nach Zählung der AfD knapp 83 Prozent aus. Weidel holte knapp 80 Prozent Ja-Stimmen. Überraschende Kampfkandidaturen, wie sie in den Anfangsjahren der AfD üblich waren, gab es bei der Neubesetzung der Spitzenpositionen dieses Mal nicht. Stattdessen: Harmonie pur. Nachdem Chrupalla seine "geliebte" Co-Vorsitzende als Kandidatin vorgeschlagen hatte, verkündete Weidel, sie wolle zusammen "mit meinem geliebten Tino" in die Planung für den Bundestagswahlkampf gehen.

Weidel wählte in ihrer Eröffnungsrede eine Fußball-Metapher und sprach von einem "Trainer-Gespann" in der Parteiführung. Vielleicht will sie damit Parteifreund:innen den Wind aus den Segeln nehmen, die vermuten, sie wolle den Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla zur Seite schieben und sich jetzt schon als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2025 in Stellung bringen. Ein Antrag, die Doppelspitze abzuschaffen, fand in Essen keine Mehrheit.

AfD-Parteichefin setzt auf derbe Wortwahl

Begleitet wird die zweitägige Veranstaltung in Essen von massiven Protesten und Sitzblockaden. Während Weidel am ersten Tag vor allem gegen die etablierten Parteien und den Verfassungsschutz wetterte, appellierte Chrupalla an seine Parteifreund:innen, bei der Aufstellung von Kandidat:innenlisten künftig mehr Sorgfalt walten zu lassen.

Deutschland sei "zu einem Ponyhof verkommen", schimpfte Weidel auf dem Parteitag. An die Adresse der Ampel-Regierung gerichtet, sagte sie: "Liebe Regierung, haut endlich ab, macht den Weg frei für Neuwahlen!" Das gerade in Kraft getretene neue Staatsbürgerschaftsgesetz mit verkürzten Fristen für die Einbürgerung werde die AfD im Falle einer Regierungsbeteiligung wieder einkassieren, so Weidel weiter. Das hat auch die Union angekündigt.

Im Video: AfD-Parteitag in Essen - Proteste, Blockaden und Polizeieinsatz

Anzeige
Anzeige

Weidel: "Diesem woken Hippie-Wahn ein Ende bereiten"

Die AfD-Vorsitzende sagte: "Deutschland schafft sich ab, wenn wir nicht in die Speichen greifen und diesem woken Hippie-Wahn endlich ein Ende bereiten." Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall. Diese Einschätzung hatte das Oberverwaltungsgericht in Münster im Mai bestätigt. Unter dem Applaus ihrer Parteifreund:innen wetterte Weidel: "Der Verfassungsschutz ist selbst zum Verfassungsfeind geworden, und er gehört in dieser Form abgeschafft."

Der Ampel-Koalition warf Weidel mit Blick auf den Krieg in der Ukraine eine Eskalationsrhetorik vor. "Diese Herren Ampel-Minister sollten endlich Verantwortung übernehmen und selbst an die Front gehen, aber Hände weg von unseren Söhnen und Vätern", sagt sie. Lauten Beifall erntet Weidel, als sie sagte, zu den Interessen Deutschlands und Europas gehöre, "dass die Ukraine nicht zur Europäischen Union gehört und zu Europa".

Chrupalla: Müssen unsere Kandidaten künftig genauer ansehen

Chrupalla warb in Essen unter Hinweis auf die zurückliegende Europawahl indes für mehr Professionalität seiner Partei. "Wir hätten 20 Prozent holen können", sagt er. Seine Parteifreund:innen fordert Chrupalla auch zu mehr Sorgfalt bei der Auswahl von Kandidat:innen auf. "Wir müssen unsere Kandidaten künftig genauer ansehen", sagt er.

Bei der Europawahl am 9. Juni hatte die AfD zwar auf 15,9 Prozent der Stimmen zugelegt, war damit aber hinter ihren eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Geschadet haben dürften ihr Berichte über das Potsdamer Treffen radikaler Rechter zur sogenannten Remigration, die neue Konkurrenz durch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sowie die Vorwürfe gegen ihren Spitzenkandidaten, Maximilian Krah, der unter anderem wegen mutmaßlicher Russland- und China-Verbindungen wochenlang für Schlagzeilen gesorgt hatte. Durchsuchungen wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Geldwäsche gab es beim Zweiten auf der AfD-Europawahlliste, Petr Bystron.

Anzeige
Anzeige
:newstime

AfD hat inzwischen 46.881 Mitglieder

Zuversichtlich zeigte sich Tino Chrupalla mit Blick auf die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im September. Der neue und alte Parteichef sagt: "Im Osten muss für uns die Sonne der Regierungsverantwortung aufgehen." Als nach der Wahl das Abstimmungsergebnis verkündet wurde, sagte er: "Ich bin wirklich ein Stück weit überwältigt." In Riesa vor zwei Jahren hatte er mit rund 53 Prozent nur eine knappe Mehrheit der Delegierten hinter sich bringen können. Weidel hatte damals 67,3 Prozent geholt. Die AfD zählt hier jeweils nicht die Enthaltungen mit.

In seiner Rede betont Chrupalla Erfolge. Weidel und er hätten die Richtungskämpfe in der Partei beendet. Heute gelte: "Wir sind die freiheitlich-soziale Alternative für Deutschland." Er strich zudem die Mitgliederentwicklung heraus. Demnach hat die AfD mit jetzt 46.881 Mitgliedern 17.723 Mitglieder mehr als noch Anfang 2023.

Am ersten Tag diskutieren die Delegierten außerdem über die Zukunft ihrer Abgeordneten in Brüssel, nachdem die dortige rechte ID-Fraktion die Zusammenarbeit mit der AfD aufgekündigt hatte. Weidel teilt in ihrer Rede auch gegen die designierte neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) und gegen die rechte italienische Regierungschefin Giorgia Meloni aus.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
Mehr News und Videos
COP29 in Aserbaidschan: Einigung zu Milliardenhilfen sorgt für Enttäuschung

COP29 in Aserbaidschan: Einigung zu Milliardenhilfen sorgt für Enttäuschung

  • Video
  • 01:35 Min
  • Ab 12