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Zusammenhang mit Corona?

Toxisches Schocksyndrom in Japan: 30 Prozent der Fälle enden sogar tödlich

  • Aktualisiert: 24.06.2024
  • 09:31 Uhr
  • Michael Reimers

Japan meldet eine Rekordzahl von Fällen des toxischen Streptokokken-Schocksyndroms STSS, das bei 30 Prozent der Betroffenen zu Herz- und Kreislaufversagen und damit zum Tod führt. Gesundheitsbehörden suchen mit Hochdruck nach der Ursache für den Anstieg.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In Japan ist seit Januar 2024 die Zahl der Betroffenen stark angestiegen, die wegen einer Streptokokken-Infektion ein toxisches Schocksyndrom erleiden.

  • Wurden 2023 insgesamt 941 Fälle gemeldet, waren es alleine bis Ende Mai bereits 977.

  • Der Grund für den Anstieg wird noch erforscht, Expert:innen vermuten die gelockerten Corona-Schutzmaßnahmen als Ursache.

30 Prozent der Fälle des toxischen Schocksyndroms STSS enden tödlich. Keine gute Nachricht vor allem für Japan, wo seit Jahresbeginn bei mehr als doppelt so vielen Menschen STSS diagnostiziert wurde wie im Vorjahr.

So wurden in den ersten beiden Monaten 378 Fälle registriert, schreibt der "Guardian". Ende März waren es bereits 474 Fälle. Seither schoss die Anzahl der Infektionen auf 977 (Ende Mai) in die Höhe. Dies sind bereits mehr als im gesamten Jahr 2023 (941 Fälle), berichtet die "Frankfurter Rundschau" (FR).

Der seit Jahresbeginn aus Japan gemeldete Anstieg von Infektionen verteilt sich beinahe auf das gesamte Land. 45 der 47 Präfekturen sind bereits von STSS betroffen.

Folge einer Corona-Infektion?

Weshalb gerade in Japan die Fälle der STSS-Infektionen so stark ansteigen, sei bisher aber immer noch unklar. Vom japanischen Gesundheitsminister Keizo Takemi heißt es dazu, dass die mögliche Ursache die Lockerungen der Corona-Maßnahmen sein könnten, schreibt die FR.

Da die Streptokokken über Tröpfchen, beim direkten Kontakt mit einer infizierten Person oder einer kontaminierten Oberfläche übertragen werden, empfehle daher Takemi, dieselben Hygienevorkehrungen gegen Streptokokken wie gegen das Corona-Virus zu treffen.

"Wir möchten, dass die Menschen vorbeugende Maßnahmen ergreifen, etwa ihre Finger und Hände sauber halten und die richtige Hustenetikette beachten", so der japanische Gesundheitsminister gegenüber der "Japan Times".

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Auch Ken Kikuchi, Professor für Infektionskrankheiten an der Tokyo Women's Medical University, sagte bereits im März dem "Guardian", er sei "sehr besorgt" über den dramatischen Anstieg der Zahl der Patient:innen mit schweren invasiven Streptokokken-Infektionen in diesem Jahr. Er vertrete ebenfalls die Ansicht, dass die Lockerung der Covid-19-Bestimmungen im Mai 2023 durch die japanische Regierung der wichtigste Faktor für den Anstieg der Streptokokken-Infektionen ist.

Das Herunterstufen der Gefährdungsstufe auf die einer saisonalen Grippe habe dazu geführt, dass mehr Menschen grundlegende Maßnahmen zur Vermeidung von Infektionen, wie die regelmäßige Händedesinfektion, aufgegeben hätten.

"Meiner Meinung nach haben sich über 50 Prozent der Japaner:innen mit Sars-CoV-2 [dem Virus, das Covid-19 verursacht] infiziert", so Kikuchi. "Der immunologische Status der Menschen nach der Genesung von Covid-19 könnte ihre Anfälligkeit für bestimmte Mikroorganismen verändern. Wir müssen den Infektionszyklus schwerer invasiver Streptokokken-Pyogenes-Erkrankungen klären und in den Griff bekommen."

"Es gibt noch viele unbekannte Faktoren hinsichtlich der Mechanismen, die hinter fulminanten (schweren und plötzlichen) Formen von Streptokokken stehen, und wir sind noch nicht so weit, dass wir sie erklären können", so auch das Nationale Institut für Infektionskrankheiten (NIID).

Symptome des toxischen Schocksyndroms

  • Hohes Fieber
  • Schüttelfrost
  • Blutdruckabfall
  • Sonnenbrandähnliche Hautausschläge
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Erbrechen
  • Lethargie
  • Atemnot

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Streptokokken für 30- bis 50-Jährige besonders gefährlich

Patient:innen im mittleren Alter gehören besonders häufig zu den Todesopfern des toxischen Schocks infolge einer Streptokokken-Infektion. Wie es in dem Bericht unter Berufung auf die Zeitung "Asahi Shimbun" heißt, starben von den 65 Personen unter 50 Jahren, bei denen zwischen Juli und Dezember 2023 STSS diagnostiziert wurde, 21. Das entspricht etwa einem Drittel.

Die gesundheitlichen Komplikationen und schweren Erkrankungen infolge der hochansteckenden Streptokokken-Bakterien, die die Infektion verursachen und in einigen Fällen zum Tod führen, werden vermehrt bei Erwachsenen ab dem Alter von 30 Jahren festgestellt. Hingegen leiden Kinder, die sich mit dem Bakterium namens Streptococcus pyogenes der Gruppe A infizieren, meist nur an Halsschmerzen. Viele Menschen haben sogar Streptokokken, ohne es zu merken.

Bei älteren Menschen können dem Bericht zufolge erkältungsähnliche Symptome auftreten, seltener kommt es zu Halsentzündungen, Mandelentzündungen, Lungenentzündungen oder Meningitis. In den schwersten Fällen drohen multiple Organversagen und Nekrosen: das Absterben von Zellen bis hin zu ganzen Gewebearealen oder Gliedmaßen. Bei früher Diagnose können Streptokokken mit Antibiotika gut behandelt werden.

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Woher stammt der Name "Tamponkrankheit"?

Die Übertragung der Streptokokken-Keime geschieht über Tröpfchen- und Schmierinfektionen. Insbesondere entzündete Wunden begünstigen eine Ansteckung, aber auch Tampons standen jahrelang im Verdacht, die Krankheit auszulösen. Diese Annahme führte in den Vereinigten Staaten zu zahlreichen Prozessen, Anwalt Tom Riley machte den gegen Procter & Gamble 1986 zum Gegenstand seines Buchs "The Price of a Life". Verbesserte Produktionsbedingungen bei der Tamponherstellung führten in der Folge dazu, dass die Fälle von STSS signifikant sanken.

  • Verwendete Quellen:
  • The Guardian: "Mystery in Japan as dangerous streptococcal infections soar to record levels"
  • Robert Koch-Institut
  • FR: "Knapp ein Drittel der Fälle enden tödlich: Toxisches Schocksyndrom breitet sich in Japan aus"
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