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Nach Wagner-Aufstand

Vergeltung an Prigoschin? Warum Putin ihn am Leben lassen könnte

  • Aktualisiert: 28.06.2023
  • 16:05 Uhr
  • Lena Glöckner
Wagner-Chef Prigoschin ist nun im Exil in Belarus. Wird Putin sich noch rächen?
Wagner-Chef Prigoschin ist nun im Exil in Belarus. Wird Putin sich noch rächen?© REUTERS

Muss Jewgeni Prigoschin nach dem Söldner-Aufstand um sein Leben bangen? Möglich, sagen Expert:innen. Andere halten dagegen - sie glauben, Putin sei noch auf ihn angewiesen.

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Noch am Samstag (24. Juni) erklärte der russische Machthaber Wladimir Putin in einer Rede, die Drahtzieher des Söldner-Aufstandes würden ihrer "unausweichlichen Bestrafung" zugeführt werden. Nur wenig später erklärte der Kreml, die Aufständischen kämen nach Ende der Revolte und dem Abzug aus Russland doch ungeschoren davon. Das löste Erstaunen in dem Riesenreich aus - und lässt Expert:innen rätseln, was Putin mit Jewgeni Prigoschin vorhat. 

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Denn: Schon wer etwa Putins Krieg gegen die Ukraine auch nur leise kritisiert, riskiert in Russland viele Jahre Straflager. Prigoschin, Chef der Wagner-Gruppe, hat einen Aufstand angezettelt. Jetzt musste er lediglich nach Belarus ins Exil. Dort gewährt ihm der Diktator Alexander Lukaschenko Unterschlupf. Würde dieser Putin im Wege stehen, sollte dieser sich doch dazu entscheiden, seinen ehemaligen Vertrauten zu töten? 

Muss Prigoschin sich um sein Leben fürchten?

Wohl kaum, sagt Herfried Münkler dem "Spiegel". Laut ihm müsse Prigoschin jetzt um sein Leben bangen. "Ich gehe davon aus, dass die Russen Prigoschin über kurz oder lang liquidieren werden", so der Politikwissenschaftler. Pavel Slunkin, ehemaliger belarussischer Diplomat, teilt diese Ansicht. Dem "Tagesspiegel" sagte er: "Wenn er sich dort alleine aufhält, ist er in großer Gefahr. Und selbst wenn er mit Soldaten kommt, ist seine Lage alles andere als sicher." Man habe quasi schon die Schlagzeile vor Augen, dass er vom Balkon gefallen ist, wird der Belarusse weiter zitiert.

"Putin ist ein ehemaliger KGB-Offizier. Er wird sich für die Demütigung rächen." Der Kremlchef habe mehrfach wiederholt, dass er alles entschuldigen kann außer Verrat, so Slunkin weiter gegenüber der Zeitung. Er ist sicher: Putins Rache werde vielleicht nicht unmittelbar geschehen, nicht in den nächsten Tagen oder Monaten. "Aber dass sie kommen wird, das steht für mich fest."

Putins Rache wird kommen, das steht für mich fest.

Pavel Slunkin, belarussischer Ex-Diplomat

Auch Experten des US-Instituts für Kriegsstudien ISW sehen Prigoschin trotz Putins Zusicherung von Straffreiheit nun in einer "Falle" in Belarus, weil der von Moskau abhängige Machthaber Lukaschenko ihn und seine Söldner auch jederzeit wieder ausliefern könnte an das Nachbarland. Zudem gilt in Belarus selbst die Todesstrafe, weshalb sich auch Prigoschins Söldner-Truppe, denen teils schwerste Verbrechen nachgesagt werden, kaum sicher fühlen dürfte.

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Putin muss Prigoschin nun aus dem Politischen heraushalten

Anders sieht es Andrej Soldatow, russischer Geheimdienstexperte und Investigativjournalist. Gegenüber ZDFheute zeigte er sich überzeugt, dass Putin weiterhin die Dienste Prigoschins in Afrika, im Nahen Osten und auch im Internet brauche. Auch Severin Pleyer vom Bundeswehr-Thinktank GIDS gab gegenüber dem Portal an, dass er eine schnelle Bestrafung oder Ermordung Prigoschins wegen des "speziellen Verhältnis" zwischen Putin und seinem Trollfabrikleiter für unwahrscheinlich hält.

"Wenn ihm (Prigoschin) jetzt etwas zustößt, wird er zum Märtyrer gemacht", so Pleyer. Für Putin sei deshalb nun wichtig, seinen früheren Freund aus dem Politischen herauszuhalten. Aber auch Geheimdienstexperte Soldatow sagt: "Das ist eine komplexe und unangenehme Frage" für den Kremlchef.

Prigoschin besetzte am Samstag zwischenzeitlich unter anderem die südrussische Stadt Rostow am Don und ließ seine Kämpfer dann Richtung Moskau marschieren. Rund 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt gab er am Abend aber überraschend auf.

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