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Genotypen, Ausnahmezustand und Säugetiere

Vogelgrippe-Ausbrüche steigen: Was das nun bedeutet

  • Veröffentlicht: 15.12.2023
  • 12:10 Uhr
  • Daniela Z.
Vierzehn Wochen alte Puten stehen in einem Putenstall. Die Zahl der Vogelgrippe-Ausbrüche in deutschen und europäischen Geflügelhaltungen ist zuletzt wieder deutlich gestiegen.
Vierzehn Wochen alte Puten stehen in einem Putenstall. Die Zahl der Vogelgrippe-Ausbrüche in deutschen und europäischen Geflügelhaltungen ist zuletzt wieder deutlich gestiegen.© Sven Hoppe/dpa

Die Zahl der Vogelgrippe-Ausbrüche hat massiv zugenommen, betroffen sind vor allem Puten in Deutschland und Europa. Die Gründe: neue Virusvarianten und saisonale Veränderungen durch Vogelzug. Expert:innen sind besorgt über mögliche Auswirkungen auf die Tierwelt und die potenzielle Bedrohung für die Antarktis. Die Gefahr für den Menschen wird momentan aber als gering eingeschätzt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ausbrüche von Vogelgrippe steigen in Deutschland und Europa rapide an und betreffen Millionen von Vögeln, vor allem Puten.

  • Die Ursachen sind die Saisonalität durch Vogelzug und neue Virusvarianten, was die Verbreitung begünstigt und zu neuen Genotypen führt.

  • Das Risiko für Menschen wird vorerst als gering eingeschätzt.

Die Anzahl der Vogelgrippe-Ausbrüche nimmt aktuell stark zu: nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Timm Harder, Leiter des Nationalen Referenzlabors für Aviäre Influenza am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei Greifswald, berichtet von rund einem Dutzend Ausbrüchen allein in Deutschland seit Oktober, mit besonders starken Auswirkungen auf Putenbestände. So mussten nach Infektionen in einem Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern rund 25.000 und in einem niedersächsischen Betrieb rund 24.000 Puten getötet werden, sagte er am Freitag (15. Dezember) der Deutschen Presse-Agentur. Harder erklärt weiter: "Europaweit geht es weit, weit darüber hinaus."

Europaweit geht es weit, weit darüber hinaus.

Timm Harder (FLI-Institut), dpa, 2023

Mehr als 1,6 Millionen Vögel waren laut FLI-Bericht europaweit im November betroffen, in Ungarn besonders viele. Das FLI hatte Anfang Dezember das Risiko der Verbreitung höhergestuft.

Bei der Vogelgrippe - auch Geflügelpest genannt - handelt es sich um eine hoch ansteckende, schnell fortschreitende, akut verlaufende und leicht übertragbare Viruserkrankung. Die Geflügelpest kann durch verschiedene sogenannte aviäre Influenzaviren ausgelöst werden.

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Gründe für vermehrte Vogelgrippe-Ausbrüche

Die steigende Zahl von Ausbrüchen in Haltungen erklärt Harder mit der Saisonalität. "Und die wird durch den Vogelzug letztendlich begründet." Ein weiterer Grund für die Zunahme könnten auch neue Genvarianten des Virus sein. So habe kürzlich ein Genotyp grassiert, der es schwerer hatte, auf Geflügel überzuspringen. Dieser habe insbesondere Möwen infiziert. Dieser Genotyp sei aber mittlerweile wieder verschwunden, so der Experte. "Weil entweder keine Möwen mehr übrig sind oder die übrigen immun sind."

Zuletzt seien in Deutschland vier neue Genotypen aufgetaucht, sagte Harder. Das mache es dem Virus möglicherweise einfacher, sich zu verbreiten.

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Antarktis von Vogelgrippe besonders bedroht

Das Virus ist Harder zufolge inzwischen auf vorgelagerten Inseln angekommen. Sorge bereitet den Forscher:innen insbesondere die Antarktis. "Das ist ja quasi eine Übernachtreise für einen Albatros", so Harder. Auf dem antarktischen Kontinent gebe es 20 Millionen Pinguine, die eng beieinander stünden, wenn sie ihre Kolonien bildeten. Wenn da einer infiziert sei, würde sich die Krankheit schnell ausbreiten. Wenn es dazu kommt, sei es für die Wissenschaftler:innen jedoch schwierig, in dieser Region Proben zu sammeln und sich ein genaues Bild von der Situation zu machen.

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Experten alarmiert: Vogelgrippe breitet sich auch unter Säugetieren aus

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Vogelgrippe: Die Situation in Deutschland

In den vergangenen Jahren hat sich die Vogelgrippe von einer saisonalen Bedrohung zu einem Ausnahmezustand entwickelt. Früher war sie vorwiegend in der kalten Jahreszeit präsent, durch den Einschleppungsweg der Zugvögel. Doch 2021 traten erstmals im Sommer Fälle auf, und 2022 verschärfte sich die Situation weiter. Seither ist die Vogelgrippe das gesamte Jahr über präsent und verbreitet sich in Deutschland.

Durch die weltweite Verbreitung steigt auch das Risiko für andere Lebewesen als Vögel. Vielfach haben sich schon Säugetiere infiziert und sind gestorben, vermutlich weil sie infizierte Vögel gefressen haben. Derartige Nachweise gab es laut FLI-Bericht im November in Deutschland nicht. Das hängt Harder zufolge auch mit einem vorhergehenden Rückgang bei Wildvögeln zusammen. "Es gibt einfach weniger Kadaver, weniger kranke Wildvögel, die Fleischfressern zum Opfer fallen."

Die Gefahr für den Menschen werde für die weltweit grassierende Virusgruppe jedoch weiterhin als gering eingeschätzt, sagte Harder. "Wir sehen keine neuen Fälle." Bei jüngsten Fällen in Südostasien gehe es um eine regional verbreitete Virusform.

  • Verwendete Quellen:
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