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Kleinkinder besonders betroffen

Masern: Fallzahlen in Deutschland steigen massiv wegen Impf-Skepsis

  • Aktualisiert: 30.09.2024
  • 17:40 Uhr
  • Michael Reimers

In Deutschland infizieren sich aktuell deutlich mehr Menschen mit Masern als in den vergangenen Jahren. Auch weltweit gibt es einen Anstieg der Fallzahlen. Eine Infektion mit Masern gilt als potenziell tödlich.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der Maserninfektionen steigt weltweit an.

  • Auch in Deutschland werden aktuell deutlich mehr Fälle als in den Vorjahren registriert.

  • Besonders betroffen sind Kleinkinder im Alter bis zu zwei Jahren.

In Deutschland sind 2024 bereits deutlich mehr Menschen an Masern erkrankt als in den vergangenen Jahren. Bis Donnerstag (26. September) wurden rund 550 Fälle an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt, teilte eine Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Die überwiegende Mehrheit der Infizierten sei ungeimpft gewesen.

Im Vergleich dazu habe es im gesamten Jahr 2023 nur 79 Fälle gegeben, 2022 seien dem RKI 15 Fälle übermittelt worden. Ein stark erhöhtes Ausbruchsgeschehen wurde 2015 in Deutschland registriert, als sich etwa 2.470 Menschen infizierten, 2013 erkrankten rund 1.770. Dieses Jahr sind insbesondere Kleinkinder in den ersten Lebensjahren betroffen, so das RKI, auch wenn sich die Altersspanne der Infizierten insgesamt bis auf 75 Jahre erstrecke. Todesfälle seien bislang keine bekannt.

BRITAIN/
News

Fehlende Impfungen

Behörden besorgt: Masern-Fälle in Großbritannien steigen rasant

In Großbritannien breiten sich immer mehr die Masern aus. Ein Aufruf zur Impfung soll dies nun stoppen.

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Masern: Häufig Mitbringsel von Auslandsreisen

Nach Angaben der RKI-Sprecherin ist die Ausbreitung der Masern häufig auf infizierte Einreisende aus dem Ausland zurückzuführen, die dann in Deutschland weitere Menschen anstecken. Dieses Jahr treffe das auf knapp 15 Prozent der Fälle zu.

"Masern ist eine Erkrankung, die bis auf sehr wenige Ausnahmen mit einer Impfung komplett verhindert werden kann", sagte der Leiter der Infektiologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander. Trotzdem stiegen derzeit in vielen Ländern die Fallzahlen. "Es ist kein deutsches Phänomen, es ist ein weltweiter Trend." Von einem großen Ausbruchsgeschehen könne man in Deutschland derzeit noch nicht sprechen. In Rumänien sehe es etwa mit bislang rund 18.000 Fällen viel schlimmer aus.

Im Video: Trotz Impfpflicht - Masern in NRW auf dem Vormarsch

Charité konstatiert weltweiten Masern-Anstieg

Eine einzelne Ursache gibt es für den Anstieg in Deutschland nicht, wie Sander meint, der Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie ist. Es könnte zum einen damit zusammenhängen, dass die Immunität in der Bevölkerung leicht gesunken sei, weil viele durch die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie kaum in Kontakt mit Krankheitserregern gekommen seien. Zum anderen zeigten Studien, dass die Impfbereitschaft nachgelassen habe. "Es reicht schon, wenn ein paar weniger Leute sich impfen lassen, damit es zu Ausbrüchen kommt."

Der WHO zufolge stieg die Zahl der weltweiten Masernfälle zwischen 2021 und 2022 um 18 Prozent und die damit assoziierten Todesfälle um mehr als 40 Prozent, schreibt das RKI auf seiner Website. Aus den Ländern der europäischen Region, für die Meldedaten zur Verfügung stehen, sind demnach in den ersten drei Monaten 2024 schon mehr als 56.000 Masernfälle an die WHO gemeldet worden. Hingegen habe es im gesamten Jahr 2023 nur insgesamt 61.070 Infektionsfälle in Europa gegeben. Dem RKI zufolge hatten 80 bis 85 Prozent dieser an Masern Erkrankten keinen adäquaten Impfschutz.

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Masern-Impfpflicht bei Kita- und Schulbesuch

Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten und können lebensbedrohlich sein. Übertragen werden sie unter anderem über Tröpfchen und Aerosole, die etwa beim Sprechen, Husten und Niesen abgegeben werden. Eine Infektion beginnt nach Angaben des RKI in der Regel mit Fieber, Bindehautentzündung, Schnupfen, Husten und Kopfschmerzen und weißen bis blau-weißen Flecken an der Mundschleimhaut. Wenige Tage später steigt das Fieber und es bildet sich der für die Masern typische Hautausschlag mit bräunlich-rosafarbenen Flecken. Die Erkrankung kann dem RKI zufolge zu Lungen- und Gehirnentzündungen führen und tödliche Folgen haben. Statistisch gesehen stirbt eine:r von 1.000 Erkrankten, so Sanders.

Zum Schutz vor den potenziell lebensbedrohlichen Infektion empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) für alle Kinder zwei Impfstoffdosen: die erste im Alter von 11 bis 14 Monaten, die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten. Seit 2020 ist es in deutschen Kitas und Schulen vor der Neuaufnahme für mindestens ein Jahr alte Kinder Pflicht, eine Masernimpfung vorzuweisen. Nach Angaben des RKI erfolgt die Masernimpfung bei vielen Kindern aber zu spät oder nicht vollständig. Nur knapp 81 Prozent der Kinder, die 2019 geboren wurden, hatten im Alter von zwei Jahren beide Impfungen erhalten. Nach dem 31.12.1970 geborene Erwachsene, die in Deutschland in medizinischen Einrichtungen (etwa Arztpraxen), Kindergemeinschaftseinrichtungen (Kita oder Schule) oder Kinderheimen arbeiten sowie in Flüchtlingsunterkünften wohnen oder tätig sind, unterliegen ebenfalls der Masern-Impfpflicht.

  • Verwendete Quellen:
  • Robert Koch-Institut (RKI): "Masern"
  • Nachrichtenagentur dpa
  • mdr.de: "Erste Masernfälle in Thüringen seit Jahren"
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