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Sauberes Weltall

Wissenschaftler fordern: Der Weltraumschrott muss weg

  • Aktualisiert: 13.03.2023
  • 11:39 Uhr
  • Stefan Kendzia

Die Erde ist keine Mülldeponie mit unendlich viel Platz - der Weltraum ebensowenig. Internationale Wissenschafter haben nun eine Studie in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht und fordern weltweites Engagement, Weltraummüll zu verhindern und letztendlich auch zu beseitigen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Weltraum sammelt sich immer mehr gefährlicher, unkontrolliert umherfliegender Schrott.

  • Namhafte Wissenschaftler fordern auf, per globalem Abkommen Weltraummüll zu verhindern und letztendlich auch zu beseitigen.

  • Man müsse jetzt handeln, um eine Tragödie im Weltraum zu verhindern.

Ausgebrannte Raketenstufen, Reste von Satelliten, Handschuhe von Astronauten - inzwischen umkreisen Tausende Objekte den blauen Planeten - unsere Erde. Die Schrotteile sind zum Teil so groß, dass sie sogar vom Radar erfasst werden können. Der Platz um die Erde herum - zumindest in einer Entfernung, in der Satelliten überhaupt noch Sinn machen - wird eng und enger. Inzwischen fliegen Tonnen um Tonnen Weltraummüll unkontrolliert durchs All. 

Müll, der sich vermehrt

Wir kennen es vom Plastikmüll in den Weltmeeren: Große Teile kann man abfischen - allerdings zerreiben sie ganz einfach gesagt langsam aber sicher und Mikroplastik entsteht. Kleinstteile, die Tiere und Menschen bedrohen und Gift für uns alle sind. Übersetzt auf den Weltraum sieht das so aus: Großer Weltraummüll trifft unkontrolliert auf anderen Schrott. Bei jedem Zusammenstoß entstehen neue, kleinere Teile - so vermehrt sich der Müll immer weiter. Und das führt zu einer erhöhten Gefahr von weiteren Zusammenstößen. Auch wenn die Teile immer kleiner werden, können sie trotzdem erheblichen Schaden anrichten. Wenn man bedenkt, dass sie auf eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 56.000 Stundenkilometern kommen können, sind auch Kleinstteile wahre Geschosse. Übrigens nennt man diesen Kreislauf der Weltraumkollisionen "Kessler-Effekt".

Dr. Imogen Napper, Wissenschaftlerin an der Universität Plymouth - auch bekannt als "die Plastikdetektivin" - wird vom "MDR" zitiert: "Wenn wir berücksichtigen, was wir von den Meeren gelernt haben, können wir die gleichen Fehler vermeiden und gemeinsam daran arbeiten, eine Tragödie im Weltraum zu verhindern." Dafür sei ein globales Abkommen nötig.

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Ein Vertrag muss her

Wie beim zähen und langen Ringen um ein Abkommen zum Schutz der Weltmeere, das eben unterzeichnet wurde, soll auch ein Vertrag für den Orbit aufgesetzt werden. Dass der Weltraum mit den Weltmeeren durchaus zu vergleichen ist, zeigt Prof. Richard Thompson von der Universität im englischen Plymouth. Vor 20 Jahren war er einer der ersten, der vor dem Plastikmüll in den Weltmeeren gewarnt hat. "Wir waren uns des Problems der Plastikverschmutzung schon vor einem Jahrzehnt bewusst, und wenn wir damals gehandelt hätten, wäre die Menge an Plastik in unseren Ozeanen vielleicht nur halb so groß wie heute", sagt Thompson. "In Zukunft müssen wir eine viel proaktivere Haltung einnehmen, um die Zukunft unseres Planeten zu sichern. Aus den Fehlern, die wir in unseren Ozeanen gemacht haben, können wir viel lernen, was auch für die Ansammlung von Müll im Weltraum von Bedeutung ist."

Wissenschaftliche Modellrechnungen geben der fatalen Situation ein erschreckendes Gesicht: Im Weltraum sollen allein 36.500 Schrottteile umherfliegen, die größer als zehn Zentimeter sind. Dazu kommen 
etwa eine Million Kleinteile zwischen einem und zehn Zentimetern. Noch schlimmer: es schwirren etwa 130 Millionen Kleinstteile unter einem Zentimeter über unseren Köpfen. Zusätzlich nimmt die Zahl der Satelliten eher exponentiell zu - 2030 sollen es 60.000 sein.

Es müsse jetzt endlich festgeschrieben werden, dass Satellitenhersteller auf der einen Seite und deren Nutzer auf der anderen die volle Verantwortung für ihre Geräte und auch eventuelle Trümmerteile tragen. Und das ab dem Zeitpunkt des Einsatzes. "Die Menschheit muss jetzt die Verantwortung für ihr Verhalten im Weltraum übernehmen, nicht erst später", sagt Melissa Quinn, Leiterin des Weltraumbahnhofs Cornwall.

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