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Experteninterview

Virologe im Interview: Wie gefährlich ist die Tigermücke?

  • Veröffentlicht: 11.08.2023
  • 16:39 Uhr
  • Teresa Gunsch

Die Asiatische Tigermücke ist auf dem Vormarsch, auch in Deutschland. Wie gefährlich ist die Tigermücke? Virologe Schmidt-Chanasit gibt im Interview mit :newstime Aufschlüsse über Verbreitung, Gefahren und Bekämpfung.

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Dr. Jonas Schmidt-Chanasit ist ein deutscher Virologe und Hochschullehrer an der Universität Hamburg. Im exklusiven Interview mit :newstime klärt er über die aktuelle Lage zur Tigermücke in Deutschland auf.

Angesichts der drohenden Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke ist schnelles Handeln gefragt, um gefährliche Infektionen mit tropischen Krankheiten zu verhindern. Die Mücke ist bekannt dafür, in südlicheren Regionen gefährliche Viren zu übertragen.

Ausbreitung und Gefahren

Die Asiatische Tigermücke, eine invasive Art, wird sich in Deutschland weiter ausbreiten, ist sich Virologe Dr. Schmidt-Chanasit sicher. "Gründe dafür sind der intensive Waren- und Reiseverkehr, aber auch die höheren Temperaturen, die dazu führen, dass die Tigermücke ohne Probleme bei uns in Deutschland überwintern kann", berichtet Schmidt-Chanasit.

Doch wann wird die Mücke gefährlich? "Die Tigermücke ist problematisch, weil sie tagsüber aktiv ist und eben auch sticht." Dadurch sei sie ein "Lästling, der zum Beispiel das entspannte Kaffeetrinken oder den Restaurantbesuch in den betroffenen Gebieten erschwert und somit eben auch der Wirtschaft schadet", erläutert Schmidt-Chanasit. "Auf der anderen Seite kann sie auch exotische Erreger übertragen, Krankheitserreger, insbesondere Viren. Wenn sie mit Reiserückkehrern nach Deutschland gebracht werden und dann hier von der Tigermücke gestochen werden, kann es zu lokalen Krankheitsausbrüchen kommen"

Aktuell ist insbesondere die Region zwischen Freiburg und Frankfurt stark betroffen. Neue Fälle gibt es auch in Berlin und Würzburg. "Die Tigermücke wird sich weiter in Deutschland ausbreiten, aufgrund der Tatsache, dass man sie nicht ausrotten kann", prognostiziert Schmidt-Chanasit. Man könne sie lediglich bekämpfen und die Population niedrig halten. 

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Ursprung und Bekämpfung

Die Tigermücke kommt ursprünglich aus Asien und wurde über den Altreifenhandel nach Europa verschleppt. "Mit Altreifen wurden die Eier der Tigermücke verschleppt und innerhalb Europas hat sie sich mit Zügen, Flugzeugen und Autos weiterverbreitet", so der Experte.

Kann man die Tigermücke wirksam bekämpfen? "Die wirksame Bekämpfung ist sehr aufwendig und sehr kostspielig. Viele Faktoren müssen zusammenkommen", unterstreicht Schmidt-Chanasit. Die Bevölkerung müsse beispielsweise mitwirken, indem kleine Brutplätze trockengelegt werden, die sich beispielsweise in Blumentöpfen befinden. Dies müsse mit einer professionellen Bekämpfung kombiniert werden, in der spezielle Larvizide eingesetzt werden, die spezifisch die Larven der Tigermücke abtöten. Es sei auch möglich, die Männchen der Tigermücke zu sterilisieren und somit zu verhindern, dass Nachkommen entstehen.

Von chemischen Bekämpfungsmitteln will der Virologe absehen: "Ziel muss eine nachhaltige, letztendlich auch eine umweltverträgliche Bekämpfung sein, ohne dass andere Insekten geschädigt werden". Mit dem Einsatz von Larviziden sollen gezielt Stechmückenlarven abgetötet und nachhaltig eingesetzt werden, damit es gar nicht erst zur Entwicklung von adulten Tigermücken kommt.

Gefahren durch Krankheiten

Die Tigermücke kann das Dengue-Virus in Deutschland verbreiten. "Dazu ist es erforderlich, dass ein Reiserückkehrer mit dieser Virusinfektion nach Deutschland einreist und sich dann in einem Gebiet aufhält, wo die Tigermücke vorkommt und von der Tigermücke hier in Deutschland gestochen wird. Die Tigermücke kann dann das Dengue-Virus aufnehmen und es weiter verbreiten", erklärt Schmidt-Chanasit. Besonders problematisch werde es, wenn das Virus einmal in der Tigermückenpopulation ist. Denn dann werde es auf die nächste Tigermückenpopulation übertragen. Das heißt, das Virus sei nicht mehr aus der Tigermückenpopulation heraus zu bekommen.

"Früher oder später, wird es zu diesen Fällen kommen. Wir sehen das in Frankreich. Letztes Jahr alleine über 60 Dengue-Fälle, die in Frankreich erworben wurden. In Italien gab es schon größere Ausbrüche mit einem anderen Virus, das durch die Tigermücke übertragen wurde", warnt der Virologe. Er sehe "durchaus Szenarien, die man auch für Deutschland in der Zukunft erwarten kann." Es werden allerdings eher Einzelfälle oder kleinere Cluster erwartet und nicht umfangreiche Ausbrüche wie in den Ländern des globalen Südens.

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