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Kreml-Propaganda im Klassenzimmer

"Westdeutschland hat DDR annektiert": Putins Schulbuch verdreht historische Fakten

  • Veröffentlicht: 27.02.2024
  • 13:50 Uhr
  • Lisa Apfel
Russlands Präsident Wladimir Putin lässt den Schüler:innen des Landes das Kreml-Narrativ der Geschichte lehren.
Russlands Präsident Wladimir Putin lässt den Schüler:innen des Landes das Kreml-Narrativ der Geschichte lehren.© AP

Wladimir Putin will, dass sein Volk seiner Regierung treu ist und bleibt. Dafür greift der Kreml-Chef zu umfassender Propaganda, die bereits im Klassenzimmer beginnt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Geschichtsunterricht in der Kreml-Version: Diesen bekommen neuerdings russische Zehnt- und Elftklässler.

  • Ein neues Geschichtsbuch lehrt die Jugendlichen unter anderem, Westdeutschland habe die DDR annektiert, oder rechtfertigt den brutalen Angriffs-Krieg auf die Ukraine als eine Putinsche Friedensmission.

  • Erst kürzlich kam durch den Leak von Geheim-Dokumenten zum Vorschein, dass der Kreml-Chef Hunderte Millionen in die Manipulation der eigenen Bevölkerung investiert.

Der Ukraine-Krieg, der Mauerbau, die DDR –  alles gute und notwendige Geschichtsabschnitte, an denen der Westen Schuld trägt – diese Fake News bekommen seit Kurzem russische Zehnt- und Elftklässler durch ein neues Geschichtsbuch vermittelt.

Der russische Bildungsminister Sergej Krawtsow hatte das neue Schulbuch vergangenen Sommer vorgestellt.

Im Video: Neues Geschichtsbuch für Schüler in Russland lobt Ukraine-Offensive

Neues Geschichtsbuch für Schüler in Russland lobt Ukraine-Offensive

Experte: Ideologisches und kein historisches Buch

In einer Rekord-Geschwindigkeit von "knapp fünf Monaten" soll es geschrieben worden sein. Die russischen Schüler:innen bekommen darin die geschichtliche Eigeninterpretation des Kreml über die Zeit von 1945 bis zum 21. Jahrhundert gelehrt.

Und die lautet "Bild" zufolge unter anderem, dass die USA sich damals geweigert hätten, West-Berlin der DDR zu übergeben. Zudem habe man gezielte Sabotage der DDR-Wirtschaft betrieben, die einen Schaden von mehreren Milliarden D-Mark verursacht hätte. Details zu dieser Sabotage bleiben demnach aus, ebenso wie die Erwähnung der Mauer-Toten.

Bei der Wiedervereinigung Deutschlands habe Westdeutschland die DDR annektiert – von den Protesten der Bevölkerung in der DDR, vom Mauerfall und den ersten freien Wahlen seit dem 2. Weltkrieg ist hingegen nichts zu lesen.

"Es ist ein ideologisches und kein historisches Buch, das nun den Schülern vorliegt", resümiert der russische Historiker Jurij Pivavarov gegenüber "Bild". "Die Jugendlichen sollen verstehen, dass hier die fortschrittliche DDR von den bösen Imperialisten aus dem Westen geschluckt wurde. Putin verbindet mit der DDR vor allem seine eigenen positiven Erinnerungen. Er war jung, konnte zum ersten Mal in seinem Leben ins Ausland reisen, in dem er noch dazu noch die Sprache beherrschte."

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Schulbuch macht Putin zum Friedens-Engel der Ukraine

Besonders der Ukraine-Krieg wird in dem Schulbuch faktentechnisch komplett verdreht: Denn der russische Angriff auf das Nachbarland ist laut dem Lehrwerk gar keiner: Es sei wichtig, den Schülern die Ziele der russischen Militäroperation in der Ukraine zu vermitteln, hatte Krawtsow bei der Vorstellung des Buches erklärt. Die ziele darauf ab, die ehemalige Sowjetrepublik zu "entmilitarisieren" und zu "entnazifizieren".

Die ukrainische Regierung wird als Nazis bezeichnet, das Land habe gemeinsam mit der Nato einen Angriff auf die Donbas-Republiken geplant. Deshalb habe Putin sich 2014 dazu entschieden, den Donbas zu beschützen. Die Realität ist aber völlig unstrittig eine andere: Die Halbinsel Krim wurde 2014 völkerrechtswidrig von Russland annektiert.

Außerdem behauptet das Schulbuch, die Bevölkerung der Krim wollte nach dem Umsturz in Kiew Teil Russlands werden. Das russische Militär habe damals dort den "Frieden gerettet".

:newstime

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  • Verwendete Quellen:
  • ZDF heute: Russland: Neues Schulbuch lobt Ukraine-Krieg
  • tagesschau: Neue Geschichtsbücher mit Kreml-Propaganda
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