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Bergsteiger-Boom am Himalaya

"Todesberg" Mount Everest: Warum sterben gerade hier so viele Menschen?

  • Aktualisiert: 08.01.2024
  • 16:56 Uhr
  • Joachim Vonderthann

Er ist der höchste Berg der Welt und fordert besonders viele Todesopfer: der Mount Everest. Dass so viele Bergsteiger dort sterben, hängt auch mit dem Klimawandel zusammen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mount Everest sind in der diesjährigen Hauptsaison bereits sehr viele Bergsteiger ums Leben gekommen.

  • Das Tourismusministerium in Neapel macht unter anderem den Klimawandel dafür verantwortlich.

  • Einheimische Bergführer kritisieren, dass zu viele unerfahrene Bergsteiger den höchsten Gipfel der Welt erklimmen wollen.

Das Frühjahr lockt die meisten Bergsteiger auf den Mount Everest. Für gewöhnlich ist dann das Wetterfenster am besten am höchsten Berg der Welt. Mehr als 600 Bergsteiger und einheimische Bergführer und Gepäckträger erreichten nach ersten Schätzungen des nepalesischen Tourismusministeriums den 8848,86 Meter hohen Gipfel.

Sehr viele tote Bergsteiger am Mount Everest

Doch in der aktuellen Saison gab es besonders viele Todesopfer auf dem Dach der Welt. Zwölf Leichen wurden bislang gefunden und fünf weitere Menschen werden vermisst. Es wird angenommen, dass auch sie tot sind, heißt es aus dem Ministerium. Die meisten Bergsteiger starben kurz vor dem Gipfel oder beim Abstieg. Unter den Vermissten seien vier Sherpa-Helfer.

Doch warum sterben so viele Menschen beim Aufstieg auf den Mount Everest? Der Chef des Tourismusministeriums, Yubraj Khatiwada, macht vor allem den Klimawandel und Wetterumschwünge verantwortlich. Im Himalaya schneite es im späten März und frühen Mai stark - was um diese Zeit selten ist. Und aus dem Tourismusministerium heißt es, dass dies eine größere Herausforderung für Bergsteiger bei der Akklimatisierung an die hohe Höhe sowie beim Gipfelvorstoß gewesen sei. Es habe auch besonders viele Fälle von Erfrierungen und Höhenkrankheit gegeben, wodurch rund 200 Mal Hubschrauber notfallmäßig Leute aus dem zweiten von vier Höhenlagern ins Basislager fliegen mussten.

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Klimawandel führt zu mehr Todesopfern

Einheimische Bergführer kritisieren zudem, dass viele unerfahrene Menschen am Berg seien, die im Vorfeld kaum hohe Berge erklommen hätten. Dies erhöhe die Gefahr von Staus oben in der Todeszone. "Jeder mit Geld kann den Everest besteigen", sagte Bergführer Narendra Shahi Thakuri. "Das bringt nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr, sondern auch das ihrer einheimischen Helfer."

Tatsächlich kann in Nepal jeder - auch ohne Vorkenntnisse - beim Tourismusministerium die nötige Genehmigung zur Besteigung des Mount Everest beantragen und muss dafür 11.000 Dollar (etwas mehr als 10.000 Euro) zahlen. Im Nachbarland China muss man hingegen für eine entsprechende Genehmigung zuvor mindestens einen anderen Achttausender bestiegen haben. Der Mount Everest befindet sich auf der Grenze der beiden Länder. In der Frühlingssaison 2023 hätten 479 Bergsteiger eine Genehmigung in Nepal beantragt - mehr als je zuvor, hieß es.

Für 10.000 Euro darf jeder auf den höchsten Berg der Welt

Angesichts der großen Nachfrage rekrutierten einige Expeditionsveranstalter auch einheimische Bergführer und Gepäckträger mit kaum Erfahrung, wie es aus der Bergsteiger-Community hieß. Obwohl sie schweres Gepäck wie Lebensmittel und Sauerstoffflaschen für ihre Gäste schleppen, sterben solche Helfer aus dem Volk der Sherpa trotzdem deutlich seltener als Bergsteiger, die normalerweise in tieferen Lagen leben - auch weil sie generell besser an die Höhenluft gewohnt sind. Laut dem Expeditionsarchiv "Himalayan Database" machten Sherpas in der Zeit zwischen der ersten erfolgreichen Everest-Besteigung durch Tenzing Norgay und Edmund Hillary im Jahre 1953 und dem Jahr 2022 113 der 299 erfassten Todesfälle aus.

Auch ein Streben nach speziellen Rekorden auf dem Berg sowie nach mehr Arbeit für Expeditionsfirmen könnte die Zahl der Toten beeinflussen, glauben einige. Gleichzeitig können unzuverlässige Wettervorhersagen Schwierigkeiten verursachen, sagt Khimlal Gautam, ein Behördenmitarbeiter, der für die Bergsteigersaison zuständig ist und teils selbst im Everest-Basislager vor Ort ist.

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Nepal profitiert vom Bergsteiger-Boom

Bergführer Sanu Sherpa, der auch die erste Person ist, die alle 14 Achttausender der Welt zweimal bestiegen hat, sagt, dass viele Bergsteiger bei starken Winden und starkem Schneefall Probleme hätten. "Um Berge in solchen Höhen zu besteigen, braut es nicht nur die richtigen körperlichen Voraussetzungen, sondern auch gutes Wetter", sagt Sanu Sherpa. "Erfahrung spielt eine Rolle, bedeutet allein aber wenig, wenn die anderen Faktoren nicht stimmen."

Der Bergtourismus ist für Nepal ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Die Bergsteigerbranche schafft  Arbeitsmöglichkeiten für Tausende Menschen. Nepal nahm in diesem Jahr zudem rund sechs Millionen Dollar durch Besteigungsgenehmigungen für den Mount Everest und andere Berge im Himalaya ein.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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