Russische Annexionen mit historischer Mehrheit verurteilt
UN-Votum: Nur noch fünf Länder für Putin
- Veröffentlicht: 13.10.2022
- 09:24 Uhr
- lap
Die UN-Vollversammlung verurteilt mit historischer Mehrheit die russischen Annexionen ukrainischer Gebiete - und zeigt klar Russlands international isolierten Stand.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die UN-Vollversammlung hat die Annexionen ukrainischer Gebiete durch Russland verurteilt.
- Eine historische Mehrheit stimmte für diesen Ausgang.
- Russlands derzeitige internationale Position wird dadurch deutlich: Moskau ist isoliert.
Die UN-Vollversammlung hat die völkerrechtswidrigen Annexionen Russlands in der Ukraine mit einer historischen Mehrheit verurteilt. 143 der 193 Mitgliedsstaaten stimmten am Mittwoch (12.10.2022) im größten Gremium der Vereinten Nationen in New York für eine entsprechende Resolution - 5 Länder votierten dagegen, 35 enthielten sich. Gemeinsam mit Russland stimmten lediglich Belarus, Nordkorea, Nicaragua und Syrien. Der Beschluss ist völkerrechtlich zwar nicht bindend, zeigt aber die klare internationale Isolation Moskaus.
Die am Mittwoch verabschiedete Resolution verurteilt Russlands Annexion und erklärt sie für ungültig. Zudem wird der Kreml um Präsident Wladimir Putin aufgefordert, die Einverleibung der teils besetzten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson rückgängig zu machen.
Historische UN-Mehrheit gegen Putin
Das Ergebnis war damit besser als die 141 Stimmen in der Vollversammlung für eine Verurteilung des russischen Einmarsches in die Ukraine im März - und die 100 Stimmen für eine ähnliche Resolution nach der Annexion der Krim im Jahr 2014. Auch Brasilien, die Türkei und Saudi-Arabien stimmten für die Resolution. Mit China und Indien enthielten sich jedoch zwei mächtige Staaten, in denen etwa 2,8 Milliarden Menschen leben.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock begrüßte das klare Votum gegen Russland. Als Moskau vor acht Monaten das Nachbarland überfallen habe, habe es gedacht, die Welt würde wegschauen. "Mit 143 Ja-Stimmen hat die Weltgemeinschaft klargemacht: Mit diesem Völkerrechtsbruch wird Putin niemals durchkommen", schrieb die Grünen-Politikerin am Mittwochmorgen auf Twitter. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba dankte via Twitter den 143 Ländern, die für die Resolution gestimmt hatten.
Baerbock: Damit wird Putin niemals durchkommen
Das klare Ergebnis übertraf selbst Prognosen der größten westlichen Optimisten. Beobachter waren vor der Abstimmung davon ausgegangen, dass bei vielen Ländern vor allem in Afrika und Lateinamerika eine gewisse Kriegsmüdigkeit sowie eine Abhängigkeit von Russland zu weniger Unterstützung für die Resolution führen könnten. Einige Staaten finden, dass der Ukraine-Krieg andere verheerende Konflikte an den Rand drängt und Fortschritte verhindert.
In der am Montag begonnenen Dringlichkeitssitzung der Vollversammlung hatten Diplomaten Dutzender Länder gewarnt, dass jedes UN-Mitgliedsland ein Eigeninteresse an einer Verurteilung Russlands haben müsste. "Heute ist es Russland, das in die Ukraine einmarschiert. Aber morgen könnte es eine andere Nation sein, deren Territorium verletzt wird. Sie könnten es sein. Sie könnten die Nächsten sein", sagte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield.
US-Botschafterin: "Sie könnten die Nächsten sein"
Deutschland positionierte sich ähnlich: "Die souveräne Gleichheit und territoriale Integrität eines jeden von uns wäre der Gnade unserer Nachbarn ausgesetzt".
Die Ukraine hatte die Mitglieder zur Annahme der Resolution aufgefordert, während Moskau von einer "gefährlichen Polarisation" bei den UN sprach. China warnte am Donnerstag vor einer Blockbildung und einem neuen Kalten Krieg und mahnte Friedensverhandlungen an. Eine ähnliche Beschlussvorlage wie die nun verabschiedete war Ende September im UN-Sicherheitsrat am Widerspruch Russlands gescheitert. Dort haben Resolutionen völkerrechtlich bindende Wirkung. Die ständigen Mitglieder Russland, China, die USA, Frankreich und Großbritannien können mit ihren Vetos dort jedoch jede Entscheidung blockieren.
Verwendete Quellen:
Nachrichtenagentur dpa