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IfZ nimmt Henri Nannen unter die Lupe

"Stern"-Skandal 1983: Bertelsmann übergibt "Hitler-Tagebücher" ans Bundesarchiv

  • Aktualisiert: 25.04.2023
  • 12:38 Uhr
  • Clarissa Yigit
Die gefälschten Hitler-Tagebücher, die der "Stern" 1983 veröffentlichte, werden an das Bundesarchiv im Laufe des Jahres übergeben.
Die gefälschten Hitler-Tagebücher, die der "Stern" 1983 veröffentlichte, werden an das Bundesarchiv im Laufe des Jahres übergeben.© Foto: Markus Scholz/dpa

Die gefälschten Tagebücher Adolf Hitlers, die 1983 im "Stern" veröffentlicht wurden, werden an das Bundesarchiv übergeben. Außerdem untersucht das "Institut für Zeitgeschichte" die Zeit von Beginn der Gründung der Zeitschrift durch den langjährigen Chefredakteur Henri Nannen bis zu dessen Ausscheiden. Hintergrund ist eine Recherche des NDR, bei der eine Verbindung zwischen Nannen und antisemitischen Flugblättern im Zweiten Weltkrieg aufgedeckt wurde.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die gefälschten Hitler-Tagebücher, die im "Stern" 1983 veröffentlicht wurden, werden an das Bundesarchiv übergeben.  

  • In Koblenz werden die Bücher daraufhin verwahrt.

  • Zudem hat Bertelsmann eine Analyse in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie es zu der Veröffentlichung der falschen Tagebücher kommen konnte und welche Rolle Henri Nannen dabei spielte.

"Es war einmal..." – mit diesen Worten beginnen Märchen. Allerdings nicht das der gefälschten Tagebücher Adolf Hitlers. Im Jahr 1983 hatte die Zeitschrift "Stern" des Hamburger Verlagshauses "Gruner + Jahr" die vermeintlich echten Tagebücher von Adolf Hitler veröffentlicht. Nur wenige Tage später allerdings stellte sich heraus, dass es sich um Fälschungen handelte – einer der größten Medienskandale Deutschlands.

Bundesarchiv erhält Tagebücher

Nun, 40 Jahre später, sollen die gefälschten Hitler-Tagebücher im Laufe des Jahres an das Bundesarchiv übergeben und dort zugänglich gemacht werden, schreibt die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf eine Mitteilung des Bertelsmann-Konzerns und der Behörde.

"Die gefälschten 'Hitler-Tagebücher' sind als eigentümliche Zeugnisse der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte im Bundesarchiv gut aufgehoben. Sie zeigen einen dreisten Versuch, den brutalen Verbrechen des Nationalsozialismus einen menschlichen Anstrich zu geben, der in den 1980er-Jahren in der Gesellschaft auf Resonanz traf", erklärt Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs.

Am Standort Koblenz sollen demnach die Dokumente auf Dauer aufbewahrt und im Rahmen des gesetzlichen Auftrags zugänglich gemacht werden.

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Diskussion um Henri Nannen

Außerdem untersucht das "Institut für Zeitgeschichte" (IfZ) im Auftrag von Bertelsmann die Zeit von der Gründung des "Stern" durch Henri Nannen im Jahr 1948 bis zu dessen Ausscheiden 1983, da die Zeitschrift zum "Portfolio" des Verlags gehört.

Hintergrund der Analyse sei – laut Bertelsmann – ein objektivierender, wissenschaftlicher und nachhaltiger Beitrag zur jüngst wieder aufgekommenen Diskussion um die Person des langjährigen Chefredakteurs des "Stern", Henri Nannen (1913–1996).

Diese wurde im Mai 2022 entfacht, als ein Beitrag des Rechercheformats "STRG_F" des "Norddeutschen Rundfunks" (NDR) eine Verbindung zwischen Nannen und antisemitischen Flugblättern im Zweiten Weltkrieg herstellte.

"Um ein möglichst objektives Bild zu erhalten, wie und warum es zur Veröffentlichung der Fälschungen kommen konnte", wurde zudem der Forschungszeitraum und -gegenstand erweitert, ergänzt das "Presseportal".

Auch wurde die renommierte Journalistenauszeichnung "Nannen Preis" auf Grund der Untersuchung vorläufig in "Stern-Preis" umbenannt, die in dieser Woche zum zweiten Mal mit dem alternativen Namen verliehen wird.

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