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Rentenansprüche steigern Vermögensanteil

Rente: Doch mehr Vermögen in ärmeren Haushalten?

  • Veröffentlicht: 08.11.2023
  • 13:54 Uhr
  • Stefan Kendzia
Sind die Ärmsten doch weniger Arm? Rentenansprüche steigern den Vermögensanteil laut DIW (Symbolbild).
Sind die Ärmsten doch weniger Arm? Rentenansprüche steigern den Vermögensanteil laut DIW (Symbolbild).© Adobe Stock

Vermögenswerte wie Immobilien, Einkommen und Aktien sind in Deutschland ungleich verteilt. Die reichsten 10 Prozent besitzen fast zwei Drittel des Vermögens, während die ärmere Hälfte der Gesellschaft mit lediglich 2 Prozent auskommen müssen. Eine Studie des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt nun neue Zahlen.

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Das Deutsche Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichte am Mittwoch eine Studie zur aktuellen Vermögensverteilung in Deutschland. Die Untersuchung zeigt, dass die ärmere Hälfte der Bevölkerung mehr Vermögen besitzt, als zunächst angenommen. Die Forschenden bezogen erstmals den Vermögenswert aus Rentenansprüche in die Untersuchung mit ein. Dieser Vermögenswert beläuft sich auf rund 7,5 Billionen Euro.

Rentenansprüche setzten sich aus der gesetzlichen Rentenversicherung, Betriebsrenten und Beamtenpensionen zusammen. Bei früheren Studien wurden diese Ansprüche nicht berücksichtigt und lediglich Vermögenswerte wie beispielsweise Immobilien oder Einkommen untersucht.

Veränderte Vermögensverteilung 

Die rund 7,5 Billionen Euro aus Rentenansprüche verschieben die Vermögensverteilung. Ohne Rentenvermögen kam die ärmere Hälfte der Gesellschaft auf rund 2 Prozent Anteil am Gesamtvermögen. Mit Rentenvermögen steigt dieser Teil auf 9,2 Prozent deutlich an. Auch der Anteil der Mittelschicht steigt von einem Drittel Vermögensanteil auf rund 41 Prozent des Gesamtvermögens. 

Rentenansprüche steigern den Vermögensanteil der Mittelschicht und ärmeren Hälfte der Gesellschaft.
Rentenansprüche steigern den Vermögensanteil der Mittelschicht und ärmeren Hälfte der Gesellschaft.© DIW Berlin

Das Vermögen aus Rentenansprüchen spielt für die ärmere Gesellschaft als auch für die Mittelschicht eine größere Rolle, als für den reicheren Teil der Bevölkerung. Laut DIW sind die reichsten ein Prozent häufig selbstständig und zahlen nicht in gesetzliche oder betriebliche Renten ein. Ihr Vermögen setzt sich demnach hauptsächlich aus anderen Vermögenswerten wie Immobilien, Aktien oder Wertpapieren zusammen. Durch die Inklusion der Rentenansprüche in das gesellschaftliche Gesamtvermögen sinkt der Vermögensanteil der Top-Vermögenden von 30,1 Prozent auf 20,4 Prozent.

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Mehr Vermögen heißt nicht mehr Reichtum

Das DIW bemerkt, dass das Vermögen aus Rentenansprüchen rund 70 Prozent des Vermögens der armen Haushalte ausmache. Eben diese große Bedeutung unterstreicht, wie wichtig Rentenansprüche bei der Vermögensbetrachtung und Analyse sind, erklärt Timm Bönke, Studienautor und Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik im DIW Berlin.  

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Ein höherer Anteil am Gesamtvermögen heißt jedoch nicht gleich mehr Reichtum. Rentenansprüche können im Vergleich zu anderen Vermögenswerten nicht verkauft oder beliehen werden und sind daher nicht frei verfügbar. Außerdem ist der finanzielle Zufluss aus Rentenansprüchen erst ab Eintritt des Rentenalters möglich. 

"Dass die Ungleichheit bei Einbeziehung der Renten sinkt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rentenansprüche in der unteren Verteilungshälfte oft so gering sind, dass sie nicht unbedingt vor Altersarmut schützen"

DIW-Ökonomin Charlotte Bartels

Trotz des Anstiegs am Gesamtvermögen der ärmeren Gesellschaftshälfte durch die Einbeziehung der Rentenansprüche besteht nicht automatisch mehr Wohlstand und Reichtum in dieser Bevölkerungsgruppe. Die Rentenansprüche seien weiterhin so gering, dass Altersarmut weiterhin ein Problem der ärmeren Hälfte sei, erklärt Charlotte Bartels, DIW-Ökonomin. 

Falsche Schlussfolgerungen aus dem Anstieg der Vermögenswerte der ärmeren Hälfte könnte die Vermögensungleichheit in Deutschland verschärfen. "Rentenreformen, die das Rentenniveau senken, wirken ungleich stärker in der ärmeren Hälfte der Bevölkerung [...]", erklärt Bönke. Dementsprechend ist der Anstieg am Vermögensanteil der Ärmeren zwar grundsätzlich begrüßenswert, schafft jedoch keine nachhaltige Vermögenangleichung zwischen Arm und Reich. 

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