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Folgen des Krieges

"Post-traumatisches Wachstum"? Wie Putins Propaganda den Ukraine-Krieg schönredet

  • Veröffentlicht: 12.07.2024
  • 14:24 Uhr
  • Damian Rausch
Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums via AP veröffentlichten Videostandbild bereiten russische Truppen einen Raketenwerfer für gemeinsame russisch-belarussische Übungen vor, bei denen das Militär für den Einsatz taktischer Atomwaffen trainiert werden soll.
Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums via AP veröffentlichten Videostandbild bereiten russische Truppen einen Raketenwerfer für gemeinsame russisch-belarussische Übungen vor, bei denen das Militär für den Einsatz taktischer Atomwaffen trainiert werden soll. ---/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

Während der Kreml unaufhörlich neue Rekruten benötigt, versucht die russische Propaganda die Folgen des Ukraine-Kriegs für traumatisierte Soldaten zu verharmlosen. Doch die Realität ist ganz anders - und düster.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz staatlicher Propaganda über "posttraumatisches Wachstum" leiden schätzungsweise 100.000 russische Soldaten an PTBS, aber nur ein Bruchteil erhält angemessene psychologische Hilfe.

  • Statistiken zeigen: Heimkehrende Soldaten, traumatisiert durch den Krieg, sind in zahlreiche Verbrechen verwickelt.

  • Offizielle Stellen propagieren die positiven Effekte des Krieges.

Im andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Russlands Machthaber Wladimir Putin Hunderttausende Männer an die Front geschickt. Die Bedingungen für die Soldaten sind oft katastrophal, geprägt von ständiger Lebensgefahr und dem Verlust von Kameraden. Trotz dieser widrigen Umstände benötigt der Kreml weiterhin neue Rekruten, schätzungsweise 25.000 bis 30.000 pro Monat. Um die psychischen Folgen des Krieges zu verharmlosen, wird der Begriff "posttraumatisches Wachstum" in den Vordergrund gerückt, während die Zunahme von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) weitgehend verschwiegen wird.

Im Video: Wegen US-Waffen in Deutschland - Kreml spricht von "Kaltem Krieg"

"Was dich nicht umbringt, macht dich stärker"

Russische Propaganda-Psychologen versuchen inzwischen, die angeblich positiven Aspekte des Krieges hervorzuheben. Laut einem Bericht der Antikriegs-Website "Lyudi Baikala" sagte der russische Psychologe Vasily Langovoy: "Der Krieg traumatisiert die Menschen nicht nur, er heilt sie auch." Langovoy, nannte zudem angebliche "positive persönliche Veränderungen" wie gesteigerte Entschlusskraft und bessere Leistungen am Arbeitsplatz bei Soldaten. Mit diesen Einlassungen ist Langovoy nicht allein. Auch Michail Reschetnikow, ein weiterer Psychologe, betonte: "Was dich nicht umbringt, macht dich stärker".

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Flashbacks, Albträume und Aggressionen

Die Auswirkungen des Krieges auf die Soldaten und ihre Familien sind in der Realität jedoch oft gravierend. Gegenüber der unabhängigen Zeitung "Nova Gazeta" berichtete "Anastasia", die Frau eines Kriegsheimkehrers, wie ihr Mann nach dem dreimonatigen Einsatz im Ukraine-Krieg unter Albträumen litt und aggressiv auf laute Geräusche reagierte. Missverständnisse führten oft zu heftigen Streitereien, und er schrie in Momenten der Verwirrung, um sich anschließend daran zu erinnern, dass seine Frau "kein Feind auf dem Schlachtfeld" ist.

Im Video: US-Geheimdienst warnt vor Russlands Mordplan gegen Rheinmetall-Chef

Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach extrem belastenden Ereignissen wie Kriegserlebnissen auftreten kann. Die Symptome reichen von Flashbacks und Albträumen über Vermeidungsverhalten bis hin zu negativen Veränderungen in Denken und der Stimmung. Laut russischem Gesundheitsministerium suchten im Jahr 2023 innerhalb von sechs Monaten 11.000 russische Militärangehörige und ihre Familien psychologische Hilfe. Aber nur 15 Prozent erhielten tatsächlich eine Behandlung, musste die Behörde einräumen.

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Mindestens 100.000 Soldaten von PTBS betroffen

Ein Bericht des britischen Verteidigungsministeriums schätzte, dass im Oktober 2023 mindestens 100.000 russische Soldaten an PTBS litten. Iwan Popow, ein ehemaliger Generalmajor Russlands, machte ebenfalls auf das Problem aufmerksam, bevor er entlassen wurde, berichtete Merkur.de am Freitag (12. Juli).

Russische Psycholog:innen, die den Begriff "posttraumatisches Wachstum" verwenden, stehen demnach offenbar unter dem Druck der Behörden, um kriegsfreundliche Standpunkte zu vertreten.

Fyodor Konkov, ein russischer klinischer Psychologe, der in den USA lebt, bezeichnete diese Haltung als Propaganda: Russische Psycholog:innen müssten ”jetzt sagen, dass es keine große Zahl von Militärangehörigen mit posttraumatischen Störungen geben wird“ - egal wie sehr "dies im Widerspruch zur weltweiten Erfahrung steht", so Konkov gegenüber der britischen Zeitung "The Times".

Ehemalige Soldaten rutschen in die Kriminalität ab

Die Kriegsheimkehrer stellen für die russische Gesellschaft ein wachsendes Risiko dar. Laut dem russischsprachigen Online-Magazin "Verstka" haben ehemalige Soldaten, die im Ukraine-Krieg kämpften, mindestens 190 schwere Verbrechen begangen, darunter 55 Morde. Die meisten dieser Taten wurden im Zustand der Alkoholisierung begangen. Ein Vertragssoldat erzählte der "Deutschen Welle": "Wenn man im Krieg ist, denkt man, dass alles in Ordnung ist. Aber dann kehrt man ins zivile Leben zurück und merkt, wie anders es ist."

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  • Verwendete Quellen:
  • "Merkur.de": Post-traumatisches Wachstum" durch Kriegseinsatz in der Ukraine: Putins Rekrutierungs-Lüge
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