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Warnungen aus dem Kreml

Neue Phase im Ukraine-Krieg: Die Zeichen stehen auf Eskalation

  • Veröffentlicht: 21.11.2024
  • 16:53 Uhr
  • dpa

Während die verheerenden russischen Luftangriffe auf die Ukraine weitergehen, werfen sich der Kreml und der Westen gegenseitig eine Eskalation vor. Der Einsatz weitreichender Raketen auf beiden Seiten läutet eine neue Kriegsphase ein.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der beidseitige Einsatz weitreichender Raketen verändert die Vorzeichen im Ukraine-Krieg.

  • In den vergangenen Wochen hat Russland die Luftangriffe auf die Ukraine massiv verstärkt und möglicherweise eine ballistische Rakete abgeschossen.

  • Russland und der Westen werfen sich gegenseitig eine Eskalation des Konflikts vor.

Der von Russland begonnene Angriffskrieg gegen die Ukraine ist mit dem beidseitigen Einsatz weitreichender Raketen gegeneinander in eine neue gefährliche Phase eingetreten. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, zwei von der Ukraine abgefeuerte Marschflugkörper des Typs Storm Shadow abgefangen zu haben. Es wäre das erste Mal seit Kriegsbeginn, dass die aus Großbritannien gelieferten Marschflugkörper gegen Ziele in Russland eingesetzt werden.

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"Von der Flugabwehr wurden zwei Marschflugkörper Storm Shadow aus britischer Produktion, sechs reaktive Geschosse des Typs Himars aus US-Produktion und 67 Drohnen abgeschossen", heißt es in der Mitteilung des russischen Militärs. Zu Einschlägen und Schäden machte das Verteidigungsministerium keine Angaben.

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Storm-Shadow-Teile in Kursk gefunden?

Britische Medien hatten bereits am Vortag unter Berufung auf nicht genannte Insider-Quellen über den Angriff berichtet. Demnach sind Trümmerteile der Marschflugkörper in dem Ort Marjino im russischen Gebiet Kursk, knapp 45 Kilometer entfernt von der Grenze gefunden worden. Parallel dazu schrieb der Kursker Gouverneur Alexej Smirnow auf Telegram, dass zwei Raketen abgeschossen worden seien - er machte aber keine Angaben zu deren Typ.

Das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtete, dass ein gemeinsamer russisch-nordkoreanischer Kommandopunkt angegriffen und zerstört worden sei. Der ukrainische Generalstab hat diese Angaben allerdings nicht bestätigt. Aus Moskau ist das Eingeständnis eines kritischen Treffers ohnehin nicht zu erwarten.

Im Video: Ukraine nutzt grünes Licht – Offenbar Angriff auf Russland mit "Storm Shadows"

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Interkontinentalrakete abgeschossen?

Der britische Verteidigungsminister John Healey wich der Frage nach einem Einsatz der Storm Shadow ebenfalls aus. Er werde sich nicht zu operativen Details des Konflikts äußern, sagte er und übte stattdessen Kritik an Russlands Präsident Wladimir Putin, dem er Eskalation vorwarf. Er habe die Angriffe aus der Luft auf die Ukraine in den vergangenen Wochen massiv verschärft und tausende nordkoreanische Soldat:innen an die Front geschickt. "Und es gibt heute unbestätigte Medienberichte, dass Russland eine neue ballistische Rakete auf die Ukraine gefeuert hat, was sie unseres Wissens nach seit Monaten vorbereitet haben", sagte Healey im Verteidigungsausschuss.

Healeys Kritik bezog sich auf eine Mitteilung der ukrainischen Luftwaffe, wonach Russland bei seinem Angriff auf die Ukraine am Donnerstagmorgen unter anderem eine Interkontinentalrakete eingesetzt hat. Ziel sei die Industriestadt Dnipro im Osten der Ukraine gewesen. Verletzte soll es offiziellen Angaben nach aber nicht gegeben haben.

Die BBC berichtete später unter Verweis auf anonyme Quellen, dass es im Weißen Haus allerdings Zweifel an der Version einer Interkontinentalrakete gebe. Es handle sich zwar um eine ballistische Rakete, aber wohl um eine mit kürzerer Reichweite als die 6.000 Kilometer, die eine Interkontinentalrakete fliegen könne.

Auffällig ist auch, dass es von der Nato keine Reaktion gab. Der Start einer Interkontinentalrakete hätte dabei überall roten Alarm auslösen müssen, meinte der unabhängige Militäranalyst Jan Matwejew.

Selenskyj: Putin nutzt Ukraine als Waffentestgelände

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in einer Ansprache anlässlich des Jahrestags des Beginns prowestlicher Proteste vor elf Jahren hingegen vom Einsatz einer neuen russischen Rakete. "Alle Charaktereigenschaften - Geschwindigkeit, Höhe - sind die einer Interkontinentalrakete", sagte der Staatschef. Die Untersuchungen würden laufen. "Offensichtlich ist, dass Putin die Ukraine als Versuchsgelände nutzt", unterstrich Selenskyj.

Nicht authentifizierte, in sozialen Netzwerken kursierende Videos zeigten unterdessen über einer nächtlichen Stadt herabfallende helle Teile ohne Folgeexplosionen. Vermutet wurde, dass dies sechs leere Sprengköpfe der eingesetzten Interkontinentalrakete zeigen könnten.

Abgefeuert worden sein soll die prinzipiell auch atomwaffenfähige Rakete aus dem russischen Gebiet Astrachan am Kaspischen Meer - etwa 800 Kilometer vom Einschlagsort Dnipro entfernt. Militärbeobachter sprachen in dem Zusammenhang von einem Warnschuss, aber auch einer möglichen Generalprobe für einen echten Atomschlag.

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Russland kommentiert Raketeneinsatz nicht

Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte den von der Ukraine behaupteten Einsatz der Interkontinentalrakete nicht kommentieren. Russland tue alles, um einen Atomkrieg zu vermeiden, sagte er. Zugleich warf Peskow dem Westen seinerseits eine Eskalation vor. Die scheidende US-Administration unter Präsident Joe Biden sei verantwortungslos und tue alles, um Öl ins Feuer zu gießen und den Konflikt weiter anzuheizen, sagte er.

Ähnliche Vorwürfe hatte der Kreml schon geäußert, als Anfang der Woche erstmals ATACMS-Raketen aus US-Produktion gegen ein Munitionslager in der westrussischen Region Brjansk eingesetzt worden sein sollen. Dem Vernehmen nach hat Biden dem Einsatz weitreichender Waffen gegen Russland zugestimmt, um ein Zeichen an Nordkorea zu senden, das an der Seite Russlands mutmaßlich Soldaten in den Konflikt entsendet hat.

Moskaus Definition der direkten Beteiligung

ATACMS und Storm Shadow sind weitreichende Waffen. Vor deren Einsatz über russischem Gebiet hat der Kreml gewarnt. Diese Raketen könnten nur von westlichen Militärs bedient werden, hatte Putin im Oktober behauptet. Dementsprechend würde ein Einsatz dieser Waffen von Moskau als direkte Beteiligung der entsprechenden Staaten an dem Krieg gewertet werden.

Zuletzt hatte Russland in dem Zusammenhang seine Atomdoktrin aufgeweicht. So könne Russland Kernwaffen auch einsetzen, wenn das Land von einem Staat ohne Atomwaffen angegriffen werde, der seinerseits von einer Atommacht unterstützt wird.

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Die Ukraine verteidigt sich im dritten Jahr gegen den Angriffskrieg Russlands. Präsident Wolodymyr Selenskyj bat seit längerem darum, weitreichendere Waffen von westlichen Partnern auf russischem Territorium einsetzen zu können. Als Begründung wurde angeführt, dass dies für den Kriegsverlauf entscheidend sei. Experten bezweifeln aber, dass die weitreichenden Raketen der Ukraine zum Sieg verhelfen können.

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