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Gläubigerschutz beantragt

Nach Signa-Insolvenz: Galeria Karstadt Kaufhof wohl vor dem Verkauf

  • Aktualisiert: 01.12.2023
  • 11:55 Uhr
  • Joachim Vonderthann
Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof könnte schon bald zum Verkauf angebozten werden.
Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof könnte schon bald zum Verkauf angebozten werden.© Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Die Odyssee für die einzig verbliebene Warenhauskette in Deutschland geht weiter. Jetzt droht erneut der Ausverkauf. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof steht womöglich bald zum Verkauf.

  • Hintergrund ist der Antrag auf Gläubigerschutz einer Schweizer Tochter der insolventen Signa-Gruppe.

  • Der Handelsverband Deutschland befürchtet negative Auswirkungen auf die Innenstädte.

Die deutsche Warenhauskette Galeria könnte schon bald verkauft werden. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der schweizerischen Signa Retail Selection AG, zu der auch Galeria gehört, habe bei Gericht Gläubigerschutz beantragt, teilte das Unternehmen am späten Mittwochabend (29. November) mit.

Ziel sei es, nicht in Abhängigkeit des Insolvenzverfahrens des österreichischen Mutterunternehmens Signa Holding zu geraten und danach die Retail Selection AG "geordnet zu liquidieren", hieß es weiter. In der Retail Selection hat Signa operative Beteiligungen an europäischen Handelsunternehmen gebündelt, unter anderem Galeria Karstadt Kaufhof gehört dazu. Das Management der Signa Retail Selection könnte nun Beteiligungen an den Handelsunternehmen an Investoren abgeben.

Galeria könnte bald verkauft werden

"Dieser Schritt ermöglicht es dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung in Zusammenarbeit mit dem Sachwalter das Geschäft eigenverantwortlich und unabhängig von den Insolvenzen der restlichen Signa Gruppe geordnet und transparent abzuwickeln", sagte Verwaltungsratspräsident Christian Wenger. Das operative Geschäft der Schweizer Handelskette Globus werde durch dieses Verfahren nicht berührt, hieß es weiter.

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Starker Anstieg: Pleitewelle bei deutschen Unternehmen

Die Signa Holding GmbH des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko hatte am Mittwoch ein Insolvenzverfahren angekündigt. Die Holding beantragte nach eigenen Angaben beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung. Am Donnerstag wird die Bekanntgabe eines Insolvenzverwalters erwartet. Signa besteht aus einem komplexen Firmengeflecht mit Hunderten Einzelfirmen. Dazu zählt auch Galeria Karstadt Kaufhof.

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Signa-Insolvenz reißt Galeria mit

Der Handelsverband Deutschland (HDE) beobachtet die Entwicklungen rund um die Signa-Insolvenz und mögliche Auswirkungen auf Galeria mit Sorge. "Kauf- und Warenhäuser sind vielerorts zentrale Anlaufpunkte in den Innenstädten. Viele Kundinnen und Kunden kommen ihretwegen in die Stadtzentren. Davon profitieren in der Folge auch die benachbarten Geschäfte und Unternehmen anderer Branchen", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Das Format Kauf- und Warenhaus habe in der Handelslandschaft nach wie vor seinen Platz.

Der Deutsche Städtetag forderte nach dem Insolvenzantrag der Signa-Holding eine Beteiligung auch der Städte. "Sollte die Insolvenz der Signa Holding Auswirkungen auf Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof haben, müssen die betroffenen Städte aktiv in die Gespräche zwischen Gläubigern und Eigentümern, Anteilseignern und Insolvenzverwaltern einbezogen werden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy, den Zeitungen der Funke-Gruppe.

Galeria entging mehrfach der Pleite

Die Geschichte von Signa und Galeria begann vor mehr als vier Jahren. 2019 übernahm die österreichische Unternehmensgruppe des Milliardärs René Benko alle Anteile von der kanadischen Hudson’s Bay Company und legte Karstadt und Kaufhof zu einem Konzern zusammen. Kurz danach schlitterte der Kaufhausriese in die erste Krise.

Von den Auswirkungen der Pandemie erschüttert, musste das Unternehmen im April 2020 Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen. Rund 40 Filialen wurden geschlossen, etwa 4.000 Stellen abgebaut. Im Gegenzug wurde der Konzern von Schulden in Höhe von zwei Milliarden Euro befreit. Auch anschließend blieb die Situation schwierig. Anfang 2021 und und Anfang 2022 musste Galeria erneut um staatliche Unterstützung bitten. Der Konzern erhielt zwei Hilfen von insgesamt 680 Millionen Euro.

Auch die Staatshilfen konnten nicht für neuen Schwung sorgen. Im Herbst desselben Jahres suchte Galeria erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Im März 2023 stimmte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zu und machte den Weg für die Sanierung frei: Galeria muss knapp 50 Filialen schließen, wieder verlieren mehr als 5.000 Menschen ihren Job. Die Gläubiger mussten auf einen Großteil des Geldes verzichten, das Galeria ihnen schuldete.

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Signa-Pleite bringt auch Banken Probleme

Auch mehrere Banken könnten wegen der Pleite der Signa-Gruppe unter Druck geraten. Zu den größten Kreditgebern von Signa gehören die Schweizer Bank Julius Bär, die einem Insider zufolge ein Engagement von mehr als 600 Millionen Franken bei Signa hat, und die Wiener Raiffeisen Bank International (RBI). Die Schweizer Finanzaufsicht Finma erklärte, sie verfolge die Ereignisse rund um Signa. Der RBI-Risikochef hatte ein Risiko von 755 Millionen Euro genannt, bei dem es laut Insidern ebenfalls um Signa ging. Eine Summe in ähnlicher Höhe schuldet Signa der zur italienischen Unicredit gehörenden Bank Austria.

:newstime

Deutsche Landesbanken wie die Helaba und die BayernLB stehen jeweils mit dreistelligen Millionensummen im Feuer. Ob und wie viel sie nun abschreiben müssen, hängt davon ab, womit ihre Kredite besichert sind. Einige dürften ihre Ansprüche nun mit Abschlägen an Hedgefonds verkaufen, sagte ein Insider.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur Reuters
  • Nachrichtenagentur dpa
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