Kim-Diktatur
Ukraine-Krieg: Staats-TV verschweigt Nordkoreas Beteiligung in Russland
- Veröffentlicht: 26.11.2024
- 13:06 Uhr
- Claudia Scheele
Das von Diktator Kim Jong-Un und seiner Arbeiterpartei kontrollierte Staatsfernsehen KCTV hat bisher noch nicht über den Einsatz nordkoreanischer Truppen in Russland berichtet. Laut einer Expertin hat das einen bestimmten Grund.
Das Wichtigste in Kürze
Das nordkoreanische Staatsfernsehen KCTV berichtet nur selektiert über die Weltgeschehnisse. So auch beim Ukraine-Krieg.
In Nordkorea wird von einer Ukraine-Krise gesprochen, mit starker westlicher Beeinflussung.
Darum dürften nur wenige in Nordkorea von dessen Beteiligung in Russland wissen - weder von den entsandten Truppen noch den gelieferten Waffen.
Das nordkoreanische Staatsfernsehen KCTV ist stark von der Arbeiterpartei und dessen Ansichten auf die Welt kontrolliert. Das Land von Diktator Kim Jong-Un rankt nicht umsonst auf Platz 177 von 180 der Rangliste der Pressefreiheit von der Organisation "Reporter ohne Grenzen". Schlechter schneiden nur noch Afghanistan, Syrien und Eritrea ab.
Bisher wurde zum Ukraine-Krieg in den nordkoreanischen Nachrichten nicht viel gesagt. Vor allem die nordkoreanische Beteiligung wird der Bevölkerung vorenthalten. Dass mittlerweile nordkoreanische Truppen in Russland mitkämpfen, dürfte neben den Armeeangehörigen und deren Familien kaum jemand wissen.
Medien in Nordkorea berichten nur selektiert
In Nordkorea gibt es keine freien Medien und auch kein freies Internet. Alles, was die normale Bevölkerung also über das Weltgeschehen erfährt, läuft durch den Filter der Arbeiterpartei. Auch Nachrichten aus Südkorea erreichen den Norden so gut wie nie, eigentlich nur, wenn Aktivist:innen Luftballons mit USB-Sticks in den Norden haben fliegen lassen. USB-Sticks gefüllt mit Informationen über die restliche Welt.
Bisher wurde im Staatsfernsehen noch nicht über Kim Jong-Uns Unterstützung im russischen Angriffskrieg in Form von Waffen, Munition und eben jetzt auch Soldaten, berichtet. Die Nordkorea-Expertin Rachel Minyoung Lee von der US-Denkfabrik Stimson Center sprach mit der Ippen-Mediengruppe darüber und betonte: "Die nordkoreanischen Medien haben noch nicht über die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland beziehungsweise in die Ukraine berichtet." Sie bezieht sich außerdem auf die Pressemitteilung des stellvertretenden Außenministers, die auf einer Seite veröffentlicht wurde, die von Nordkorea aus nicht erreichbar ist. Laut Lee muss man in Nordkorea zwischen den Medien unterscheiden, die sich an ein heimisches Publikum richten, und denen, die sich an ausländisches Publikum wenden.
Im Video: Nordkorea, Iran & China beteiligt - EU besorgt über Waffenlieferungen an Russland
Nordkoreanisches Staatsfernsehen mit eigener Wahrheit zum Ukraine-Krieg
Der Beginn des Ukraine-Krieges wurde vom nordkoreanischen Außenministerium bereits zwei Tage nach Beginn des russischen Einmarschs mit einem Statement versehen. Auf der Internetseite, die von Nordkorea aus nicht erreichbar ist, wurde am 26. Februar 2022 die USA für die sogenannte Krise verantwortlich gemacht.
Die nordkoreanische Bevölkerung hat erst im März 2023 von der "Ukraine-Krise" erfahren, wieder mit einem Seitenhieb auf die USA. "Die inländischen Medien haben seitdem Nachrichtenberichte, Artikel und Kommentare veröffentlicht, die sich mit Russlands Position zur Ukraine deckten und die Vereinigten Staaten und den Westen kritisierten", sagte Lee weiter.
Ein Besuch vom russischen Präsidenten Wladimir Putin im Juni wurde dann als Anlass genutzt, auch die restliche Bevölkerung über die Position ihrer Regierung aufzuklären. Doch in welchem Umfang wurde nicht preisgegeben. Auch die Entsendung von nordkoreanischen Truppen nach Russland wird weitgehend geheim gehalten. Nur die direkt Betroffenen, sprich die Armeeangehörigen und deren Familien, dürften davon etwas wissen. Lee begründete dies damit, dass "Nordkorea […] diese Informationen der heimischen Öffentlichkeit vorzuenthalten" scheint, vor allem "weil die Bevölkerung die aktive Beteiligung Nordkoreas am Krieg und die möglichen Folgen einer solchen Beteiligung, wie zum Beispiel die Verluste und den Tod von Nordkoreas eigenen Männern, fürchten könnte."
- Verwendete Quellen:
- "Frankfurter Rundschau": "Nordkorea-Soldaten in Russland: So berichten Kims Staatsmedien über den Ukraine-Krieg"
- Reporter ohne Grenzen: "Rangliste der Pressefreiheit 2024"