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Ausland

Job-Trend: Arbeiten, wo andere Urlaub machen - Digitale Nomaden kurbeln Tourismus an

  • Aktualisiert: 12.12.2023
  • 16:30 Uhr
  • Michael Reimers

Von Ort zu Ort, den Laptop immer im Gepäck: Ein Leben als digitale:r Nomad:in wird auch für Festangestellte zunehmend interessanter. Insbesondere in den Wintermonaten arbeiten immer mehr Deutsche vorübergehend von warmen Ländern aus.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Digitales Arbeiten im Ausland liegt im Trend.

  • Nicht nur Selbstständige, auch Festangestellte in Deutschland nutzen immer häufiger die Möglichkeit zum ortsunabhängigen Homeoffice.

  • Von dieser Entwicklung profitieren vor allem in den Wintermonaten die wärmeren Länder Südeuropas.

Was einst nur Selbstständigen und Kreativen vorbehalten war, ist mittlerweile zum Trend geworden: aus der Ferne und ortsunabhängig arbeiten. Wie bisher nur Freiberufler:innen ohne festen Standort von einem Ort zum anderen reisen konnten, so entdecken inzwischen immer mehr Festangestellte das Leben als digitale:r Nomad:in auch für sich.

"Es kommen immer mehr Arbeitnehmende ins Spiel, die einen festen Wohnsitz haben, aber trotzdem sagen, ich möchte mal für ein, zwei Monate oder auch nur für ein paar Wochen im Ausland arbeiten", sagte Katharina Dienes vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft am Dienstag (12. Dezember) der Deutschen Presse-Agentur.

Corona hat mobiles Arbeiten beschleunigt

Die Corona-Pandemie habe sich da als "Brandbeschleuniger" erwiesen, so Dienes weiter. Möglich werde dieser Trend durch zunehmende ortsunabhängige Homeoffice- oder "Workation"-Regelungen der Arbeitgeber:innen. Als "Workation" wird eine Kombination aus Arbeit und Urlaub bezeichnet.

Um den kalten Temperaturen hierzulande zu entfliehen, werden im Winter vor allem sonnige Reiseziele zu Hotspots: Spanien und Portugal gehören Fachportalen zufolge weltweit zu den beliebtesten Ländern für digitale Nomaden. Demnach rangieren Lissabon und die Azoren derzeit unter den Top Ten der aktuellen Rangliste von "Nomad List - Best Places to live for Digital Nomads". Und das, obwohl Europa im Winter der nördlichen Halbkugel an Beliebtheit einbüßt, weil viele "Nomads" dann unter anderem in wärmere Länder in Südostasien reisen.

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Trendregionen stellen sich auf digitale Nomad:innen ein

Gute Anbindungsmöglichkeiten, ausreichende Infrastruktur, das Angebot an Unterkünften und Arbeitsmöglichkeiten sowie der Community-Faktor: Das ist Dienes zufolge digitalen Nomad:innen bei der Standortauswahl besonders wichtig. Die Länder entdeckten das Potenzial der mobilen Arbeiter:innen als wichtige Tourismus-Zielgruppe. In Trendregionen passe sich das Angebot immer mehr an "Workation"-Reisende und digitale Nomad:innen an, so Dienes. Arbeitsmöglichkeiten mit WLAN-Anbindung seien da nur der Anfang.

Europas Hotspots für das digitale Arbeiten sind Spanien und Portugal. Beide Länder haben bereits auf den Trend reagiert und bieten seit etwa einem Jahr für Bewerber:innen, die nicht aus EU-Ländern stammen, spezielle Visa an, mit denen Fernarbeit in einem zeitlich begrenzten Rahmen möglich ist. Allerdings gelten dafür finanzielle Bedingungen: So müssen in Portugal "Nomads" unter anderem ein monatliches Mindesteinkommen von 3.040 Euro brutto nachweisen. Spanien verlangt ein Jahreseinkommen von gut 30.000 Euro für Interessierte ohne begleitende Angehörige. Die portugiesische Regierung hat jüngst Bilanz gezogen: In den zwölf Monaten nach Einführung der Sondervisa im Oktober 2022 wurden 2.600 Anträge genehmigt.

Digitales Arbeiten im Ausland: Pro und Kontra

Nicht alle freuen sich über den neuartigen Business-Tourismus: In Spanien und Portugal gab es bereits Proteste der Einheimischen gegen die digitalen Nomad:innen. Der Vorwurf lautet, sie seien mit ihren relativ hohen Gehältern für den Anstieg der Miet- und anderer Preise in den vergangenen Jahren verantwortlich.

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Hingegen sind digitale Nomad:innen in Griechenland gern gesehen. Dort können sie sogar mit bevorzugter Behandlung rechnen: Während der schweren Finanzkrise des Landes zwischen 2010 und 2018 hatten Hunderttausende vor allem junge Menschen Griechenland verlassen, um im Ausland Arbeit zu finden. Diesen Abfluss von Wissen und Fachkenntnissen möchte Athen unter anderem mit digitalen Nomad:innen wettmachen. Seit 2021 gilt daher: Wer seinen Steuersitz nach Griechenland verlegt und dort als Digital-Nomad:in arbeitet, muss sieben Jahre lang nur die Hälfte der in Griechenland üblichen Einkommenssteuer zahlen, also rund 22 Prozent.

Studien belegen, dass Griechenland von 100.000 Digital-Nomad:innen, die für sechs Monate bleiben, mit 1,6 Milliarden Euro profitieren könnte: das ist so viel, wie 2,5 Millionen Tourist:innen für eine Woche Aufenthalt in Griechenland ausgeben.

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Bald steuerfrei auf Bali arbeiten?

Die indonesische Urlaubsinsel Bali freue sich über die digitalen Nomad:innen und deren positiven Einfluss auf die Wirtschaft, sagte ein Tourismusexperte der Universität Jenderal Soedirman der Deutschen Presse-Agentur: weil sie mehr Geld ausgäben und mehr Zeit an einem Ort verbrächten als herkömmliche Tourist:innen. Sie neigten auch dazu, umweltbewusster zu sein und die örtliche Gemeinschaft weniger zu stören, da sie ruhige und komfortable Orte zum Arbeiten und Entspannen bevorzugten.

Da digitale Nomad:innen jedoch meist in bekannte Orte wie Canggu oder Ubud strömten, seien dort die Nachfrage und die Preise für Grundstücke und Immobilien bereits gestiegen. Diese Entwicklung verdränge Anwohnende und Farmer:innen vor Ort, weil die Verfügbarkeit von erschwinglichem Wohnraum sinke, so der Experte weiter. Dennoch erwäge die Regierung in Jakarta ein längerfristiges Visum für digitale Nomad:innen für bis zu fünf Jahre. Damit soll ermöglicht werden, auf Bali online und steuerfrei für ausländische Kund:innen zu arbeiten. Das würde in der Zukunft digitales Arbeiten nicht nur als weiteren touristischen Zweig etablieren. Es könnte sich auch als ein ausschlagendes Kriterium für Unternehmen bei der Akquirierung von neuen Arbeitskräften erweisen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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