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Vilnius

Ein Toter bei Flugzeugabsturz in Litauen - auch Deutscher in DHL-Maschine

  • Aktualisiert: 25.11.2024
  • 13:44 Uhr
  • dpa

Ein Flugzeug im Auftrag von DHL stürzt bei Vilnius neben einem Wohnhaus ab. Ein Spanier kam ums Leben, laut eines Medienberichts handelt es sich um den Piloten. Auch ein Deutscher war an Bord.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Nacht von Sonntag auf Montag (25. November), um 3:30 Uhr ist in der Nähe des Flughafens Vilnius ein DHL-Frachtflugzeug aus Leipzig abgestürzt. Ein Deutscher wurde verletzt.

  • Mindestens eine Person, ein Spanier, ist ums Leben gekommen, laut eines Medienberichts der Pilot. Bei dem Flugzeug handelt es sich um eine Maschine der spanischen Fluggesellschaft Swift Air.

  • Der Leiter des Nationalen Krisenmanagementzentrums erklärte im litauischen Rundfunk, es werde überprüft, ob die Ursache des Absturzes mit "technischen Problemen" zusammenhänge. Für genauere Angaben sei es noch zu früh.

Ein in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug im Auftrag des Postdienstleisters DHL ist am frühen Morgen in der Nähe des Flughafens der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt. Dabei kam mindestens eine Person ums Leben, wie Polizei und Rettungsdienste mitteilten. Das abstürzende Flugzeug verfehlte ein Wohngebäude mit schlafenden Menschen nur knapp. Zahlreiche Rettungskräfte waren im Einsatz.

Beim Toten handelt es sich um einen spanischen Staatsbürger, wie ein Vertreter der Polizeibehörde der litauischen Nachrichtenagentur Elta am Vormittag mitteilte. Wie der "Spiegel" berichtete, handelt es sich bei dem Toten um den Piloten. Wie Vilmantas Vitkauskas, der Chef des nationalen Krisenmanagements, dem Nachrichtenmagazin mitteilte, sei der Co-Pilot zudem im Krankenhaus und in "kritischem Zustand".

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Die übrigen Insassen des Flugzeugs - ein Deutscher, ein weiterer Spanier und ein Litauer - seien verletzt worden. Zum gesundheitlichen Zustand der Verletzten machten die Behörden zunächst keine weiteren Angaben. Zum Alter der Insassen gebe es noch keine gesicherten Informationen, erklärte die Polizei. Die Einsatzkräfte wurden um 5.28 Uhr Ortszeit von dem Absturz informiert.

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Deutsche ermitteln am Abend in Litauen

Im Auftrag des Postdienstleisters DHL ermitteln auch in Deutschland die Sicherheitsbehörden. Man stehe dazu "im engen Austausch mit den beteiligten Stellen im In- und Ausland, um den Sachverhalt schnellstmöglich aufzuklären", hieß es in deutschen Sicherheitskreisen.

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung werde die Ermittlungen vor Ort in Litauen unterstützen, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums vor Journalisten in Berlin. Ab dem Abend würden Kollegen dort im Einsatz sein. "Zur Unglücksursache können noch keine Aussagen getroffen werden", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Ob es sich um einen Unfall handele oder ob eine andere Ursache zum Absturz geführt habe, sei Gegenstand der aktuellen Ermittlungen.

Flugzeug ist eine Boeing 737

Bei dem abgestürzten Frachtflugzeug handelte es sich um eine Maschine der spanischen Fluggesellschaft Swift Air, wie DHL mitteilte. Swift Air sei unter Vertrag für DHL tätig. Etwa einen Kilometer vor dem Flughafen von Vilnius habe die Besatzung eine Notlandung einleiten müssen. Der "Status" der Besatzung werde noch geklärt, erklärte DHL - "aber unsere Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen".

Nach Angaben der Vertriebs- und Marketingleiterin von DHL Litauen handelte es bei dem Flugzeug um eine Boeing 737. Transportiert habe die Maschine Pakete für Kunden, sagte sie der Nachrichtenagentur BNS. Auf Bildern von der Unfallstelle waren vereinzelt Pakete und kaputte Kartons zu sehen. Das Flugzeug sei völlig zerstört, sagte eine Sprecherin des litauischen Rettungsdienstes der Nachrichtenagentur Elta.

Die Suche nach der Absturzursache wird nach Einschätzung des litauischen Polizeichefs einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Besichtigung des Tatorts, die Beweisaufnahme und die Sammlung von Informationen und Objekten könne eine ganze Woche dauern. "Diese Antworten werden nicht so schnell kommen", sagte Arunas Paulauskas auf einer Pressekonferenz.

Das Flugzeug habe versucht zu landen und die Landebahn nicht erreicht, schilderte Paulauskas. Der Absturz sei "höchstwahrscheinlich auf einen technischen Fehler oder ein menschliches Versagen zurückzuführen". Zugleich sagte er auf die Nachfrage, ob es sich auch um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte, dass ein solches Szenario nicht auszuschließen sei. "Dies ist eine der Versionen des Absturzes, die untersucht und überprüft werden müssen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns."

Der Leiter des litauischen Rettungsdienstes, Renatas Pozela, sagte, dass das Frachtflugzeug wenige Kilometer vor dem Flughafen abgestürzt sei, mehrere hundert Meter weit schlitterte und seine Trümmer ein Wohnhaus erfassten. Das Haus habe zwei Etagen und vier Wohnungen. Drei Familien hätten darin gelebt. Alle zwölf Bewohner:innen befänden sich in Sicherheit.

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"Alles rot und voller Funken"

Eine Frau, die in der Nähe des betroffenen Hauses wohnt, berichtete im litauischen Rundfunk, dass sie am frühen Morgen durch ein Geräusch geweckt worden sei: "Ich habe im Schlaf ein Geräusch gehört, ich schaue aus dem Fenster – alles war rot und voller Funken". Sie sei sofort losgerannt, um zu sehen, ob jemand Hilfe brauche. Sie stehe unter Schock: "Schrecklich, schrecklich" sei das Ganze.

Ein Nachbar erzählte, dass er am frühen Morgen einen Lichtblitz im Hof gesehen habe: "Es gab einen Blitz. Den Aufprall selbst habe ich nicht gesehen, aber der Blitz war sehr hell, er erleuchtete den ganzen Hof, und er war etwa einen Kilometer von mir entfernt. Und dann erschien das Feuer und es gab eine Menge Rauch."

Im Video: Russisches Flugzeug verletzt litauischen Luftraum

Deutsche Sicherheitsbehörden warnten

Der Chef des litauischen Nachrichtendiensts, Darius Jauniskis, sagte nach Angaben litauischer Medien: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nach unserem Kenntnisstand wahrscheinlich zu früh, um den Vorfall mit irgendetwas in Verbindung zu bringen oder ihm irgendwelche Zuschreibungen zu geben." Dazu lägen keine vorläufigen Informationen vor. Auch er sagte, die Möglichkeit von Terrorismus könne aber nicht ausgeschlossen werden. Jauniskis versicherte außerdem, dass man auch mit ausländischen Partnern zusammenarbeite.

Ende August war bekannt geworden, dass deutsche Sicherheitsbehörden vor "unkonventionellen Brandsätzen" warnen, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten seinerzeit einen entsprechenden Warnhinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche.

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Die Warnmeldung wurde in Sicherheitskreisen unter anderem mit einem Vorfall im DHL-Logistikzentrum Leipzig in Verbindung gebracht, das als weltweites Drehkreuz des Unternehmens fungiert. Dort soll im Juli ein aus dem Baltikum verschicktes Paket Feuer gefangen haben, das einen Brandsatz enthielt.

In der Warnmeldung von BfV und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen.

  • Verwendete Quellen:
  • NY Times: "DHL Cargo Plane Crashes Near Airport in Lithuania, Killing 1"
  • "Spiegel": Widersprüchliche Angaben über Schicksal der Piloten
  • Nachrichtenagentur dpa
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