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Befürchtungen

Dramatische Folgen nach Extremwetter: Hänge könnten häufiger ins Rutschen kommen

  • Veröffentlicht: 21.08.2023
  • 16:18 Uhr
  • Stefan Kendzia
Ein zerstörtes Haus nach einem Hangrutsch Anfang August in der Steiermark in Österreich.
Ein zerstörtes Haus nach einem Hangrutsch Anfang August in der Steiermark in Österreich.© Erwin Scheriau/APA/dpa

Wenn Hänge wie derzeit in Österreich ins Rutschen geraten, können sich daraus tödliche Walzen entwickeln, die alles mit sich reißen. Die unter anderem durch Starkregen verursachten Katastrophen dürften in Zukunft leider immer häufiger vorkommen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Derzeit geraten im Süden Österreichs ungewöhnlich viele Hänge ins Rutschen und reißen alles mit, was ihnen im Weg steht.

  • Solche - auch durch Starkregen - verursachten Katastrophen dürften in Zukunft leider immer häufiger vorkommen.

  • Einzige Lösung: die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Derzeit kommt es im Süden Österreichs zu beängstigend vielen Unwetterfolgen. Überflutungen, abrutschende Hänge, Lawinen - je mehr es zu Extremwettern kommt, desto häufiger soll es zu derartigen Katastrophen kommen. 

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Abrutschen von Hängen: Ein Mix aus Gefälle, Bodenbeschaffenheit und Wassermengen

In einem Interview mit "Der Standard" gibt Marc Ostermann, der bei Geosphere Austria zu gravitativen Naturgefahren forscht, Einblicke in die derzeitige Katastrophen-Lage im Süden Österreichs. Besonders das Abrutschen von Hängen habe eine ungewöhnlich starke Zerstörungskraft. Das Abrutschen von Hängen komme dann vor, wenn große Wassermengen in die Poren des Lockergesteins geraten würden. "Wenn dort die Porenwassersättigung ansteigt, kommt es zu Rutschungen", sagt Ostermann. Diese Rutschungen könnten schwerwiegende Folgen haben und alles unter sich begraben.

Gefälle, Bodenbeschaffenheit und Wassermengen - diese drei Faktoren seien entscheidend, wie zerstörerisch ein Hang abrutschen kann. Grundsätzlich gelte aber: Je mehr Gefälle, desto leichter rutscht der Hang ab. Auch die wochenlangen Regenfälle und eine entsprechende Bodensättigung sind gefährlich: "Dann kann es leichter passieren, dass Schwellenwerte überschritten werden und es zu Hangrutschungen kommt", erklärt Ostermann. In Österreich sollen jährlich mehrere Tausend Hänge abrutschen. Trotzdem sollen die aktuell auftretenden Fälle in der Steiermark und in Kärnten ein "Extremereignis" darstellen. "Gerade in der Steiermark, aber auch in Kärnten haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder beobachtet, wie eine Vielzahl von mehreren hunderten Rutschungen mit einem Extremwetter in Zusammenhang stehen", so der Experte.

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Immens starke Regenfälle im Sommer sind mehr als ungewöhnlich

Ungewöhnlich sollen dabei die immens starken Regenfälle mitten im Sommer sein: "Für mich als Wissenschaftlerin war der Zeitpunkt dieses Niederschlags mitten im Sommer sehr überraschend. Das ist schon außergewöhnlich, damit rechnet man nicht", sagt Kirsten von Elverfeldt, Geografin an der Universität Klagenfurt. Leider handle es sich dabei nicht um Ausnahmen. Denn "es lässt sich eindeutig sagen, dass mit der Zunahme der Extremwetterereignisse durch den Klimawandel auch die Anzahl der Hangrutschungen zunimmt", weiß Ostermann.

Zusätzlich soll man beobachtet haben, dass Trockenperioden oder Regenlagen länger anhalten als bisher. Aber zu sagen, dass dies durch den Klimawandel provoziert werde, sei "unseriös", so von Elverfeldt. "Aber dieses Ereignis ist natürlich ein Vorgeschmack darauf, was in Zukunft noch öfter passieren wird. Dass solche Starkregenereignisse zunehmen werden, ist ganz klar und entspricht auch den Klimawandelmodellen."

Das ist wie die sprichwörtliche Klippe, auf die man mit dem Auto zufährt.

Kirsten von Elverfeldt, Geografin an der Universität Klagenfur

Wie man dieser Zukunft entkommen könnte, habe mit unserem Handeln zu tun. "Da kann ich nur wiederholen, was Klimawissenschaftler und -wissenschaftlerinnen seit Jahren weltweit predigen: Jedes Zehntel Grad zählt", sagt von Elverfeldt. Wichtigstes Ziel müsse sein, dass man die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter begrenze. Nur so könne man hoffen, den Worst Case verhindern zu können. "Das ist wie die sprichwörtliche Klippe, auf die man mit dem Auto zufährt – und je später man zu bremsen beginnt, umso schwieriger wird es."

  • Verwendete Quellen:
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urn:newsml:dpa.com:20090101:241118-935-333647
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