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Ozeanströmung

Zusammenbruch der Meeresströmung: Golfstrom kurz vor Kollaps?

  • Aktualisiert: 08.09.2023
  • 11:49 Uhr
  • Stefan Kendzia
Der Golfstrom ist Teil eines viel größeren Stroms. Versiegt die Atlantische Umwälzzirkulation, so würden sich die Temperaturen weltweit ändern - auch in der Antarktis.
Der Golfstrom ist Teil eines viel größeren Stroms. Versiegt die Atlantische Umwälzzirkulation, so würden sich die Temperaturen weltweit ändern - auch in der Antarktis.© REUTERS

Immer wieder stellen sich Wissenschaftler:innen die Frage, ob es tatsächlich zu einem Zusammenbrechen des Golfstroms kommen könnte. Darüber herrscht Uneinigkeit - von Entwarnung sei aber nicht die Rede, so die "Tagesschau".

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Das Wichtigste in Kürze

  • Immer wieder stellen sich Wissenschaftler:innen die Frage, ob es tatsächlich zu einem Zusammenbrechen des Golfstroms kommen könnte.

  • Von einem realen Zusammenbruch des Golfstroms kann eigentlich nicht die Rede sein. Aber: Er ist Teil eines viel größeren Stroms.

  • Gefahr droht, wenn die Atlantische Umwälzzirkulation sowie die Ozeanströmung um die Antarktis versiegen würden.

Der Golfstrom könnte zusammenbrechen? Das ist zumindest immer wieder Diskussionsgegenstand. Forschende zeigen sich bei diesem Thema skeptisch - aber widmen sich trotzdem diesem oder einem ähnlichen Szenario.

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Der Golfstrom ist "nur" Teil einer viel größeren Strömung

Von einem realen Zusammenbruch des Golfstroms kann eigentlich nicht die Rede sein. Denn "solange die Erde sich dreht, wird es auch den Golfstrom geben", sagt Niklas Boers, Physiker am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Technischen Universität München zu Ozeanströmungen. Man müsse wissen, dass der Golfstrom größtenteils von Winden angetrieben werde. Trotzdem sei er ein Teil einer viel größeren Strömung: der Atlantischen Umwälzzirkulation. Ein anderer Teil davon ist wiederum der Nordatlantikstrom, der als Warmwasserheizung Europas gilt. Die Atlantische Umwälzzirkulation könnte durchaus zusammenbrechen, mag man einer Studie in der Zeitschrift "Nature" Glauben schenken.  Darin hatten die Autor:innen ein Ende des Stromes schon für 2025 vorhergesagt, was allerdings für viel Kritik gesorgt habe.

Sollte nun der warme Nordatlantikstrom als Teil der Atlantischen Umwälzströmung tatsächlich zusammenbrechen, drohe Europa - und nicht nur da - eine starke Temperaturveränderung wie auch mehr Extremwetterereignisse. Würde das Gleiche der Atlantischen Umwälzströmung widerfahren, würde sich das in Mitteleuropa weniger bemerkbar machen. In anderen Teilen der Welt allerdings schon: Nordeuropa könnte deutlich kälter werden, die tropische Regenzone würde sich nach Süden verschieben und Meerestiere würden besonders leiden. Denn die Atlantische Umwälzströmung ist wiederum ein Teil des sogenannten globalen Förderbands. Das transportiert Nährstoffe aus den Tiefen des Ozeans an die Oberfläche und Sauerstoff in die Tiefsee. Nur so kann die Sauerstoffversorgung für Tiefseetiere gewährleistet werden. Weltweit.

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Ozeanströmung um die Antarktis soll bis 2050 um 40 Prozent abnehmen

Ein weiteres Mitglied des globalen Förderbandes ist die Ozeanströmung um die Antarktis. Stephen Rintoul von der australischen Behörde für wissenschaftliche und industrielle Forschung CSIRO ist der Meinung: "Sowohl die Antarktis als auch Grönland haben Eis verloren. In beiden Eisschilden schmilzt das Eis. Meistens denken wir daran, dass dies zum Anstieg des Meeresspiegels beiträgt. Was diese Studie jedoch zeigt, ist, dass es noch einen weiteren Effekt hat, nämlich die Verlangsamung dieser Ozeanströmungen." In seiner mit anderen Autor:innen veröffentlichten Studie in "Nature" hat er berechnet, dass diese Strömung bis zum Jahr 2050 um 40 Prozent abnehmen werde.

Insgesamt eine beängstigende Entwicklung. Kritik übt Boers an der Vorhersage der Autor:innen in Bezug auf die Atlantische Umwälzzirkulation: "im Detail ist die statistische Analyse selbst korrekt, allerdings werden sehr stark vereinfachende Annahmen bezüglich der mechanistischen Beschreibung der meridionalen Umwälzzirkulation im Atlantik selbst getroffen", so Boers. 

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