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Deutschland hat die Wahl

Bundestagswahl-Liveticker: Trump gratuliert, Lindner vor Rückzug, Scholz sieht keinen Fehler

  • Live-Ticker
  • Aktualisiert: 23.02.2025
  • 21:30 Uhr
  • Anne Funk
Nach dem Wahlsieg der Union hat CSU-Chef Markus Söder dem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz gratuliert.
Nach dem Wahlsieg der Union hat CSU-Chef Markus Söder dem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz gratuliert.© Marcus Brandt/dpa

Heute wurden Deutschlands Bürger:innen zur Urne gebeten. Nachdem die Wahllokale inzwischen geschlossen sind, liegen nun erste Prognosen und Hochrechnungen vor. +++ Alle aktuellen Entwicklungen zur Bundestagswahl - HIER im Newsticker +++

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Newsticker

 

Scholz sieht erneutes Antreten bei Wahl nicht als Fehler an

Trotz der schweren Niederlage der SPD hält Bundeskanzler Olaf Scholz es für richtig, dass er seine Partei wieder in die Bundestagswahl geführt hat. Auf die Frage, ob es ein Fehler gewesen sei, überhaupt noch einmal anzutreten, antwortete Scholz in der "Berliner Runde" von ARD und ZDF: "Das glaube ich nicht." Der SPD-Politiker betonte: "Das Ergebnis ist für die SPD sehr bitter." Die SPD hat nach den Hochrechnungen ein historisch schlechtes Ergebnis erzielt.

CDU/CSU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sagte: "Ich werde mich darum bemühen, eine Bundesregierung zu bilden, die die ganze deutsche Bevölkerung repräsentiert. Und ich werde mich darum bemühen, eine Bundesregierung zu bilden, die die Probleme unseres Landes löst." Wie diese Regierung zustande kommen könne, sei noch nicht klar. Mit der AfD komme eine Koalition nicht infrage. Das habe er immer gesagt. "Das haben die Wählerinnen und Wähler der AfD vorher gewusst. Sie haben trotzdem diese Partei gewählt."

Welche Regierungskoalitionen jetzt nach der Bundestagswahl möglich sind, erfahren Sie hier!

 
Robert Habeck am Sonntagabend in der "Berliner Runde".
Robert Habeck am Sonntagabend in der "Berliner Runde".© Stefanie Loos/AFP POOL/dpa

Habeck: Werden an Wahl zu knapsen haben

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck hat seinen Unionsrivalen Friedrich Merz aufgefordert, seinen Regierungsauftrag verantwortungsvoll zu erfüllen. "Das muss aber auch jetzt mit der Verantwortung erfolgen, die notwendig ist. An Deutschland und an Europa wird ja gezerrt, in allen Richtungen. Und auch Frau Weidel sitzt ja hier von innen", sagte Habeck in der "Berliner Runde" von ARD und ZDF.

Das Land müsse jetzt zusammenfinden und schnell große Entscheidungen treffen. Möglicherweise gebe es keine Zweidrittelmehrheit aus der demokratischen Mitte des Parlaments heraus, sagte Habeck mit Blick auf die Hochrechnungen.

Angesichts des Abschneidens der AfD sagte Habeck: "Also das ist eine Wahl, an der wir zu knapsen haben werden in Deutschland. Und die Normalisierung der AfD im Wahlkampf ist auch fortgeschritten." Es sei viel aufzuarbeiten.

Die Grünen hätten einen Preis dafür gezahlt, weil sie sich nicht so klar wie die Linken nach der Migrationsabstimmung im Bundestag von Merz abgegrenzt hatten. "Den habe ich, den mussten wir zahlen. Dieser Weg ist mir verbaut", so Habeck.

 

Scholz: Keine Verhandlungen mit Union

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht im Fall von Koalitionsgesprächen von Union und SPD nicht als Verhandlungsführer seiner Partei zur Verfügung. Das kündigte er in der "Berliner Runde" von ARD und ZDF an.

 
Christian Lindner nimmt an der "Berliner Runde" von ARD und ZDF teil.
Christian Lindner nimmt an der "Berliner Runde" von ARD und ZDF teil. © Stefanie Loos/AFP POOL/dpa

Bei FDP-Nichteinzug: Lindner kündigt Rückzug an

FDP-Chef Christian Lindner kündigt seinen Rückzug an, falls die Partei den Einzug in den Bundestag verpasst. Lindner sagte am Abend in der "Berliner Runde" von ARD und ZDF, wenn die FDP aus dem Bundestag ausscheide, sei es völlig klar, dass er dann auch aus der Politik ausscheide.

 
US-Präsident Donald Trump äußert sich zur Bundestagswahl.
US-Präsident Donald Trump äußert sich zur Bundestagswahl.© AP

Trump: "Großartiger Tag für Deutschland"

US-Präsident Donald Trump zeigt sich erfreut über das Ergebnis der Bundestagswahl. "Es sieht so aus, als hätte die konservative Partei in Deutschland die mit Spannung erwartete Wahl gewonnen", schrieb Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social in Großbuchstaben.

Ähnlich wie in den USA hätten die Menschen in Deutschland genug von der "Agenda ohne gesunden Menschenverstand" - vor allem in den Bereichen Energie und Einwanderung, so der Republikaner weiter. Es sei ein "großartiger Tag für Deutschland und für die Vereinigten Staaten". Er schrieb: "Herzlichen Glückwunsch an alle – viele weitere Siege werden folgen!"

 
Der österreichische FPÖ-Vorsitzende Herbert Kickl hat der AfD zu ihrem Wahlerfolg gratuliert.
Der österreichische FPÖ-Vorsitzende Herbert Kickl hat der AfD zu ihrem Wahlerfolg gratuliert.© Tobias Steinmaurer/APA/dpa

Österreichs FPÖ-Chef Kickl gratuliert der AfD

Der Chef rechtspopulistischen FPÖ in Österreich, Herbert Kickl, hat der AfD zu ihrem guten Wahlergebnis gratuliert. "In der Brandmauer der Einheitsparteien, die in Wahrheit eine Angstmauer vor dem Willen der Bevölkerung und vor demokratischer Veränderung ist, klafft seit heute ein riesiges Loch", erklärte Parteichef Kickl. Die Menschen wollten "nicht mehr länger Bevormundung, illegale Masseneinwanderung, daraus folgenden islamistischen Terror und Sicherheitschaos, Klimakommunismus und Wohlstandszerstörung ertragen", meinte er weiter.

Die AfD hat ihren Stimmanteil von 10,4 Prozent bei der Wahl 2021 bisherigen Hochrechnungen zufolge praktisch verdoppelt.

Kickls FPÖ war bei den Wahlen in Österreich im September 2024 mit gut 26 Prozent stärkste Partei geworden. Koalitionsverhandlungen scheiterten aber bisher. Kickl schaffte es nicht, sich mit den zweitplatzierten Konservativen, der ÖVP, auf ein Regierungsprogramm zu einigen. Nun versuchen Konservative, Sozialdemokraten (SPÖ) und Liberale (Neos), eine Koalitionsregierung auf die Beine zu stellen.

 

SSW geht von Einzug in den Bundestag aus

Der Südschleswigsche Wählerverband geht von einem Wiedereinzug in den neuen Bundestag aus. "Nach derzeitigem Stand haben wir unser Wahlziel erreicht, den SSW im Bundestag zu halten", sagte der SSW-Landesvorsitzende Christian Dirschauer am Abend. Das sei schon für sich genommen ein historischer Erfolg. "Und es zeigt, dass die Menschen im Norden Stefan Seidlers Arbeit im Bundestag durchaus würdigen."

Laut Landeswahlleiter kam die von der Fünf-Prozent-Hürde befreite Partei nach ausgezählten 2.457 von 3.052 Wahlbezirken in Schleswig-Holstein bereits auf 51.390 Zweitstimmen. Der SSW war im Vorfeld davon ausgegangen, dass 40.000 Stimmen notwendig sind. 2021 war die Partei auf 55.578 Zweitstimmen gekommen. Seidler sitzt seitdem im Bundestag. Er war auch nun Spitzenkandidat.

 
Markus Söder (links) und Friedrich Merz
Markus Söder (links) und Friedrich Merz© REUTERS

Söder gegen Koalition mit Grünen

CSU-Chef Markus Söder sieht keine Chance für eine längerfristige Zusammenarbeit mit den Grünen, schließt eine Koalition mit den Grünen aber nicht kategorisch aus. "Ich glaube nicht, dass mit den Grünen eine Regierung irgendwie länger funktionieren kann", sagte der bayerische Ministerpräsident im ZDF.

Mit den Grünen könne man keinen Richtungswechsel organisieren. Die Grünen hätten ihre Chance gehabt, sie hätten sie nicht genutzt. "Mit den Grünen zu regieren - aus meiner Sicht ein echtes No-Go, wenn es irgendwie geht", sagte Söder. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz werde überlegen, wie er damit umgehe.

Söder äußerte die Hoffnung, "dass es am Ende für Schwarz-Rot reicht oder im schlimmsten Fall dann lieber für eine Deutschland-Koalition", also ein Bündnis von Union, SPD und FDP. Eine sogenannte Kenia-Koalition mit SPD und Grünen stehe nicht für einen Richtungswechsel. Hinzu komme: "Eine Regierung, die schon startet mit dem Titel Kenia-Koalition, die wird doch null Vertrauen bei den Deutschen haben."

 

Strack-Zimmermann: FDP-Ergebnis ist eine Klatsche

Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat das schlechte Abschneiden ihrer Partei bei der Bundestagswahl als "Klatsche" bezeichnet und Konsequenzen verlangt. "Es ist wirklich auf die Zwölf, und zwar mit Anlauf", sagte die Europaabgeordnete im ZDF. "Ich glaube, Konsequenzen müssen vor allem thematisch gezogen werden, dass wir uns eben nicht nur reduzieren auf ein, zwei Themen." So müsse sich die FDP zum Beispiel auch um das Thema Sicherheit kümmern, auch wenn dies "kein schönes Thema" sei.

 

Analysen: Linke und AfD stärkste Parteien bei jungen Wählern

Linke und AfD haben bei jungen Wähler:innen am besten abgeschnitten. Zu diesem Ergebnis kommen die Forschungsgruppe Wahlen und eine Analyse von Infratest dimap.

Der Forschungsgruppe Wahlen zufolge ist die Linke mit 24 Prozent bei den unter 30-Jährigen die stärkste Partei, die AfD folgt mit 21 Prozent. Dahinter liegen die Grünen mit 12 Prozent.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Infratest dimap. Demnach entscheiden sich 25 Prozent der 18- bis 24-Jährigen für die Linke, 20 Prozent für die AfD. Danach folgen Union (13 Prozent), SPD (12 Prozent) und Grüne (12 Prozent).

 
Christian Lindner äußert sich bei der Wahlparty der Freien Demokraten (FDP) im Hans-Dietrich-Genscher-Haus, der FDP-Parteizentrale, zu den ersten Prognosen für die Bundestagswahl.
Christian Lindner äußert sich bei der Wahlparty der Freien Demokraten (FDP) im Hans-Dietrich-Genscher-Haus, der FDP-Parteizentrale, zu den ersten Prognosen für die Bundestagswahl.© Bernd von Jutrczenka/dpa

Neue Hochrechnungen: FDP nicht mehr im Bundestag

Die FDP schafft es nach den aktuellen Hochrechnungen von ARD und ZDF nicht über die Fünf-Prozent-Hürde. Demnach liegen die Freien Demokraten bei beiden Sendern Stand 19:30 Uhr bei 4,9 Prozent und würden somit aus dem Bundestag fliegen. Es wäre das erste Mal seit der Wahl 2013, dass die Partei den Einzug in den Bundestag verpassen würde. Damals scheiterte die Partei ebenfalls knapp.

FDP-Chef Christian Lindner sagte am Wahlabend mit Blick auf das Ampel-Aus, die FDP sei vergangenen Herbst "in das volle politische Risiko gegangen" zum Wohle des Landes. "Wir zahlen selbst heute einen hohen Preis dafür, für Deutschland war diese Entscheidung aber richtig", fügte er hinzu.

 

Weidel skizziert düsteres Szenario für die Union

Nach dem enormen Stimmenzuwachs für die AfD hat deren Kanzlerkandidatin Alice Weidel die Union vor einer großen Schlappe bei der nächsten Bundestagswahl gewarnt. Falls die Union nun nach ihrem prognostizierten Wahlsieg ihre eigenen Wähler:innen betrügen sollte, "indem sie mit SPD und Grünen in eine Koalition geht", werde sie bei der kommenden Wahl von der AfD überholt, prophezeite sie.

Erneut erinnerte sie die CDU und CSU daran, dass ihre Partei bereit für Koalitionsgespräche sei. "Unsere Hand ist ausgestreckt in Richtung Union", betonte sie.

Zur zukünftigen Rolle ihrer Partei sagte Weidel, dass sie als "Korrektiv" da sein werde. Die AfD werde im Bundestag "genauso weitermachen", damit der Wille des Volkes umgesetzt werde.

 
Boris Pistorius gibt sich ernüchtert über das Wahlergebnis der SPD.
Boris Pistorius gibt sich ernüchtert über das Wahlergebnis der SPD.© REUTERS

Pistorius: "Katastrophales Ergebnis"

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat enttäuscht auf das Abschneiden der SPD bei der Bundestagswahl reagiert. "Entscheidend ist, dass wir nüchtern festhalten müssen: Das ist ein niederschmetterndes, ein katastrophales Ergebnis. Da gibt es nichts daran zu beschönigen", sagte der SPD-Politiker. Eine AfD bei 20 Prozent könne insbesondere die Sozialdemokraten nicht ruhen lassen.

Es liege nun an Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, den Regierungsauftrag umzusetzen. "Wir waren immer gesprächsbereit, wir sind es. Es geht um Verantwortung, aber es ist nicht an uns, jetzt irgendwelche Schritte nach vorne zu machen", sagte Pistorius angesprochen auf mögliche Koalitionsgespräche mit CDU/CSU.

 
Bange Gesichter bei der FDP-Wahlparty in Berlin.
Bange Gesichter bei der FDP-Wahlparty in Berlin.© REUTERS

Zitterpartie für die FDP

In der ersten Stunde nach der Schließung der Wahllokale geht es um die Stellen hinter dem Komma, die zwischen einem Absturz der Partei oder aber dem Einzug in den Bundestag mit einem Zittererfolg stehen. Dann aber wäre sogar eine Rolle möglich, bei der die FDP von Union und SPD einmal mehr für eine Regierungsbildung gebraucht werden könnte.

Als erster FDP-Spitzenmann tritt Parteivize Wolfgang Kubicki vor ein Mikrofon und bringt die FDP-Gäste des Wahlabends schon zum Jubeln. "Die Mehrheit unserer Wähler und Wähler hat mit der Ampel und mit der Rolle der FDP in der Ampel gefremdelt und wir haben es nicht geschafft, nach dem Aus der Ampel vom 06. 11. dieses Vertrauen ausreichend zurückzugewinnen", gesteht er aber ein.

Und weiter: "Es wird eine lange Nacht werden heute. Ich bin darauf eingerichtet. Wir sind unter unseren Erwartungen geblieben, wie übrigens fast alle."

 
Robert Habeck und Annalena Baerbock bei der Wahlparty von Bündnis 90/Die Grünen auf der Bühne.
Robert Habeck und Annalena Baerbock bei der Wahlparty von Bündnis 90/Die Grünen auf der Bühne.© Federico Gambarini/dpa

Habeck: "Wir wissen, wer wir sind"

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck räumt ein, dass das Ergebnis der Bundestagswahl hinter den Erwartungen der Grünen bleiben dürfte - und sieht den Grund dafür auch bei Friedrich Merz. "Das war exakt der Wahlkampf, von dem ich geträumt habe", sagte Habeck, als er gemeinsam mit Partei- und Fraktionsführung beim Wahlabend seiner Partei auf die Bühne trat. Bis Mitte vergangenen Monats seien die Grünen in den Umfragen auf einem guten Weg gewesen. Doch dann habe die Union im Bundestag mit der AfD gestimmt. "Und danach haben sehr viele Leute gesagt: 'So nicht, nicht Friedrich Merz und nicht regieren mit der Union.'" Die Grünen hatten dies nicht ausgeschlossen.

Für die Grünen sei es – anders als für die Linken – keine Option gewesen, zu sagen, man werde mit Merz keine Gespräche führen. "Da kann ich zu stehen, weil ich nicht sehe, dass wir da einen Fehler gemacht haben", sagte Habeck in der ARD. Merz müsse nun jedoch das Land zusammenführen. Reden wie zum Schluss des Wahlkampfes, als Merz von linken und grünen "Spinnern" sprach, "verbieten sich für einen künftigen Bundeskanzler", sagte Habeck.

Habeck warnte vor dem Erstarken des rechten Populismus und gratulierte Unions-Kanzlerkandidat Merz. Deutschland brauche jetzt eine handlungsfähige Regierung. "Wir wissen, wer wir sind", gab Habeck seiner Partei mit. "Wir sind also auch bereit, Verantwortung zu übernehmen."

Co-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock zeigte sich besorgt über den Erfolg der AfD - sie sprach von diesem einen Balken, der besonders gewachsen sei. "Für uns ist klar, dass unser Auftrag weiterhin in jeglicher Rolle ist, dabei mitzuhelfen, dieses Land zusammenzuhalten." Sie betonte: "Es ist unser Europa und es ist unser Frieden, und wir werden es in jeder Rolle weiterhin schützen."

Parteichefin Franziska Brantner sagte: "Wir brauchen keinen Kanzler, der spaltet, sondern in diesen schwierigen geopolitischen Zeiten einen Kanzler, der zusammenführt." Co-Parteichef Felix Banaszak sagte, angesichts der hohen Wahlbeteiligung sei es möglich, dass ähnlich viele Menschen die Grünen gewählt hätten wie bei der vergangenen Bundestagswahl. "Es sind enorm viele Menschen in diesem Land, die etwas von uns erwarten."

 

Zentralrat der Juden: "Erschrocken über Wahlerfolg der AfD"

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat sich erschüttert über den Stimmenzuwachs der AfD bei der Bundestagswahl gezeigt. "Obwohl dieses Ergebnis nach den Umfragen zu erwarten war, bin ich an diesem Abend auch erschrocken über den Wahlerfolg der AfD, die ihren Stimmenanteil in nur drei Jahren verdoppelt hat", sagte Schuster der "Welt".

Schuster fügte hinzu: "Es muss uns alle umtreiben, dass ein Fünftel der deutschen Wähler einer mindestens in Teilen rechtsextremistischen Partei ihre Stimme gibt, die sprachlich und ideologisch offen Verbindungen zum Rechtsradikalismus und Neo-Nazismus sucht, mit den Ängsten der Menschen spielt und ihnen nur scheinbare Lösungen anbietet".

Er erwartet eine schwierige Regierungsbildung und appellierte "an alle handelnden Personen, sich ihrer Verantwortung für eine stabile Regierung bewusst zu sein". Man brauche aus der politischen Mitte "realistische Lösungen für die drängenden Probleme unseres Landes".

 
Sahra Wagenknecht spricht bei der Wahlparty vom BSW.
Sahra Wagenknecht spricht bei der Wahlparty vom BSW. © Jens Büttner/dpa

Wagenknecht: "Ihr habt das großartig gemacht!"

BSW-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht hat sich begeistert vom Wahlkampf ihrer Anhänger gezeigt - auch wenn ein Einzug der neuen Partei in den Bundestag nach aktuellen Hochrechnungen nicht sicher ist. "Wir werden noch zittern müssen", sagte Wagenknecht in Berlin. Aber unabhängig davon, wie es am Ende ausgehe, sei es ein toller Wahlkampf gewesen. "Ihr habt das großartig gemacht!"

Wenn es am Ende nicht reichen sollte für den Einzug in den Bundestag, "dann ist das eine Niederlage, aber es ist nicht das Ende des BSW", unterstrich Wagenknecht. "Wir haben gestört und wir stören noch weiter."

 

Wahlbeteiligung von über 80 Prozent

Bei der Bundestagswahl hat es laut ARD und ZDF eine so hohe Wahlbeteiligung wie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Sie lag demnach zwischen 83 und 84 Prozent und erreichte damit den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. Mehr als 59 Millionen Menschen waren wahlberechtigt.

Bundesweit hatte die Wahlbeteiligung bei der letzten Wahl 2021 am Ende - nach einer Teilwiederholung in Berlin - bei 76,4 Prozent gelegen.

 
Markus Söder (links) und Friedrich Merz freuen sich über das Ergebnis der Union.
Markus Söder (links) und Friedrich Merz freuen sich über das Ergebnis der Union.© REUTERS

Merz: Schnell handlungsfähige Bundesregierung bilden

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz will so schnell wie möglich eine handlungsfähige Bundesregierung bilden. Die Union habe die Bundestagswahl gewonnen, sagte Merz in Berlin. "Ich weiß um die Verantwortung."

Er wisse um die Dimension der Aufgabe. "Ich weiß, dass es nicht einfach werden wird." Deutschland könne sich keine langatmige Regierungsbildung leisten: "Die Welt da draußen wartet nicht auf uns." Merz dankte CSU-Chef Markus Söder für die gute Zusammenarbeit im Wahlkampf und zollte Wettbewerbern Respekt.

 
 Lars Klingbeil (links), Vorsitzender der SPD, spricht mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seiner Frau Britta Ernst bei der SPD-Wahlparty im Willy-Brandt-Haus.
Lars Klingbeil (links), Vorsitzender der SPD, spricht mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seiner Frau Britta Ernst bei der SPD-Wahlparty im Willy-Brandt-Haus.© Kay Nietfeld/dpa

Scholz: "Bitteres Wahlergebnis"

Olaf Scholz ist nach der Verkündung der ersten Prognosen und Hochrechnungen vor seine Parteigenossen getreten und hat seine Niederlage eingestanden: "Das ist ein bitteres Wahlergebnis", kommentierte er die 16 Prozent. "Das ist ein Ergebnis, aus dem wir gemeinsam nach vorne gehen müssen."

Er selbst sei auch verantwortlich für dieses Ergebnis. Gleichzeitig gratulierte er Friedrich Merz zum Sieg der Union.

Außerdem betonte er, dass er sich niemals damit abfinden werde, dass eine rechte Partei wie die AfD solch hohe Wahlergebnisse erzielt.

 
Heidi Reichinnek und Jan van Aken jubeln bei der Wahlparty der Partei Die Linke im Glashaus.
Heidi Reichinnek und Jan van Aken jubeln bei der Wahlparty der Partei Die Linke im Glashaus.© Carsten Koall/dpa

"So unfassbar dankbar" - Die Linke jubelt

Linken-Co-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek hat begeistert auf die ersten Prognosen zur Bundestagswahl reagiert. "Ich bin so unfassbar dankbar über dieses Ergebnis, das eindeutig zeigt, dass unser Fokus auf soziale Themen Erfolg hatte", sagte sie in Berlin. Die Linke wolle nun Themen wie einen Mietendeckel, ein Programm für bezahlbaren Wohnraum und ein gerechtes Steuersystem angehen.

Auf die Frage, ob sie die Linke in der Opposition sehe, sagte Reichinnek: "Wir haben gesagt, alle wollen regieren, wir wollen verändern, ob wir in der Opposition oder Regierung sind, ist egal."

 
Alice Weidel spricht von einem historischen Ergebnis.
Alice Weidel spricht von einem historischen Ergebnis.© REUTERS

Alice Weidel: "Historisches Ergebnis"

AfD-Chefin Alice Weidel hat das Wahlergebnis für ihre Partei als historisch bezeichnet. "Wir haben ein historisches Ergebnis eingefahren. Wir waren noch nie stärker im Bund", sagte Weidel nach Bekanntgabe der ersten Prognosen in der AfD-Bundesgeschäftsstelle in Berlin. "Man wollte uns halbieren, das Gegenteil ist eingetreten", fügte Weidel hinzu.

Sie erklärte erneut ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Union. "Unsere Hand wird immer ausgestreckt sein für eine Regierungsbeteiligung." Trotz der starken Zugewinne kann die Partei nicht auf eine Regierungsbeteiligung hoffen. Die anderen Parteien haben eine Zusammenarbeit ausgeschlossen.

 
Thorsten Frei sieht die Regierungsbildung als große Herausforderung.
Thorsten Frei sieht die Regierungsbildung als große Herausforderung.© Michael Kappeler/dpa

CDU-Politiker Frei: Stabile Regierung Riesen-Herausforderung

Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Abgeordneten im Bundestag, Thorsten Frei, sieht die Bildung einer stabilen Regierung als "Riesen-Herausforderung". Frei sagte im ZDF: "Wenn sich diese Prognose bewahrheiten sollte, dann wäre das eine enorme Herausforderung, auf dieser Grundlage eine stabile Regierung zu bilden."

Die Voraussetzungen seien insgesamt nicht ideal, eine stabile Regierung zu bilden, sagte Frei. Es müssten sich alle darüber im Klaren sein, dass es jetzt um die Zukunft des Landes gehe.

 

SPD stürzt ab, Union vorne

Bei der Bundestagswahl sind CDU und CSU mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz klar stärkste Kraft geworden. Auf Platz zwei kommt nach den 18-Uhr-Prognosen von ARD und ZDF die AfD.

Die SPD liegt leicht vor den Grünen. Die Linke schafft klar den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Die FDP muss dagegen um die Rückkehr in den Bundestag bangen. Das gilt auch für das BSW, eine Abspaltung von der Linken.

Nach den Prognosen verbessern sich CDU und CSU auf 28,5 bis 29 Prozent (Wahl 2021: 24,1 Prozent). Die AfD mit Spitzenkandidatin Alice Weidel kann ihr Ergebnis quasi verdoppeln auf 19,5 bis 20 Prozent (2021: 10,4 Prozent). Die SPD von Kanzler Olaf Scholz stürzt auf ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis seit 1949 ab und landet bei 16 bis 16,5 Prozent (2021: 25,7). Die Grünen mit Kanzlerkandidat Robert Habeck bleiben dagegen in etwa stabil bei 12 bis 13,5 Prozent (2021: 14,7).

Die Linke verbessert sich deutlich auf 8,5 bis 9 Prozent (2021: 4,9). Sie kommt damit klar wieder ins Parlament. Für die FDP mit 4,9 bis 5 (2021: 11,4) und das BSW mit 4,7 bis 5 Prozent ist der Einzug in den Bundestag dagegen wackelig.

 
Erste Wahlprognose
Erste Wahlprognose© ZDF

Erste Prognose

Laut einer ersten Prognose des ZDF geht die CDU/CSU mit 28,5 Prozent als stärkste Kraft aus der Bundestagswahl hervor. Auf Platz 2 landet die AfD mit 20 Prozent, die SPD kommt auf 16,5 Prozent.

Sehen Sie hier die ersten Hochrechnungen - interaktive LIVEKARTE zur Bundestagswahl!

 

Wahllokale geschlossen

Die Bundestagswahl in Deutschland ist abgeschlossen. Um 18 Uhr haben bundesweit die Wahllokale geschlossen. Nun beginnt die Auszählung der Stimmen.

 
In Trier kam es zu einer Panne bei der Bundestagswahl.
In Trier kam es zu einer Panne bei der Bundestagswahl.© Harald Tittel/dpa

Wahlpanne in Trier

Bei einer Panne sind in einem Wahllokal in Trier-Süd Stimmzettel mit Kandidaten aus Berlin-Pankow ausgegeben worden. Der Fehler sei erstmals um 11 Uhr einem Wähler im Wahllokal aufgefallen, sagte der Sprecher der Stadt Trier. Seitdem wurden alle Stimmzettel genau kontrolliert und keine falschen Stimmzettel mehr ausgegeben.

"Wie viele falsche Stimmzettel es waren, wissen wir nicht. Schließlich sind die Wahlzettel in der Urne gelandet, und diese wird ja erst nach 18 Uhr zur Auszählung geöffnet", sagte der Sprecher.

Der Fehler müsse passiert sein bei einer Druckerei mit Sitz in Nordrhein-Westfalen, die für mehrere Bundesländer Wahlzettel drucke, sagte der Sprecher. Sie habe einige falsche Wahlzettel nach Trier geliefert.

Man gehe davon aus, dass es "vermutlich nicht allzu viele" falsche Zettel gewesen seien, die in der Wahlurne gelandet seien. Der Landeswahlleiter wurde informiert. Die Stimmzettel mit den Berliner Kandidaten sind ungültig.

 

:newstime Spezial - Jetzt LIVE

Deutschland wählt einen neuen Bundestag – und damit eine neue Regierung. Wir berichten in einem :newstime SPEZIAL live – mit aktuellen Prognosen und Hochrechnungen, Stimmen und Analysen. Ab 17:45 Uhr bis 18:15 Uhr in SAT.1, von 17:45 Uhr bis 19:05 Uhr auf ProSieben sowie LIVE auf Joyn!

 

Reaktionen auf die Wahl

Deutschland hat gewählt - doch wer darf jubeln und bei wem ist die Ernüchterung groß? Party oder Pleite - wir schalten LIVE zu den Wahlpartys der Parteien - Jetzt hier anschauen!

 

Verhetzende Beleidigung: Mann an Wahllokal bedroht

An einem Wahllokal in Krefeld hat ein 33-Jähriger einen Mann bedroht. Dabei habe er ein Messer gezeigt, das jedoch nicht eingesetzt worden sei, berichtete die Polizei Krefeld. Dem psychisch auffälligen Deutschen sei ein Platzverweis erteilt worden. Das Messer wurde sichergestellt. Den Tatverdächtigen erwarte ein Strafverfahren.

Nach Angaben eines Polizeisprechers hatte der Mann in dem Wahllokal gewählt. Noch im Wahllokal habe er laut Polizei "verhetzende Beleidigungen" von sich gegeben. Den Wahlhelfern habe der Mann Wahlmanipulation unterstellt.

 

Wahlbeteiligung bis zum Nachmittag bei 52 Prozent

Die Wahlbeteiligung in den ersten zwei Stunden des Wahltags ist in einem Wahllokal in der Geschwister Scholl Schule im Taunus notiert.
Die Wahlbeteiligung in den ersten zwei Stunden des Wahltags ist in einem Wahllokal in der Geschwister Scholl Schule im Taunus notiert.© Helmut Fricke/dpa

Bei der Bundestagswahl haben bis zum Nachmittag mehr als die Hälfte der Wählerinnen und Wähler ihre Stimme im Wahllokal abgegeben. Bis 14 Uhr lag die Beteiligung bei 52,0 Prozent, wie die Bundeswahlleiterin mitteilte. Einen Vergleichswert zur vorherigen Wahl nannte sie nicht. Damals war für die Zeit bis 14 Uhr eine Beteiligung von 36,5 Prozent mitgeteilt worden. Allerdings lag 2021 die Zahl der Briefwähler vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie auf einem Rekordwert - diese sind in den Zwischenständen nicht berücksichtigt.

Aussagen im Hinblick auf die Entwicklung der Gesamtwahlbeteiligung sind daher schwierig. Bundesweit hatte diese 2021 am Ende - nach einer Teilwiederholung in Berlin - bei 76,4 Prozent gelegen.

 
23. Februar 2025, Nordrhein-Westfalen, Arnsberg: Friedrich Merz, CDU-Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat der Union, unterhält sich bei der Stimmabgabe im Wahllokal in der Schützenhalle Arnsberg-Niedereimer mit einer Bürgerin.
23. Februar 2025, Nordrhein-Westfalen, Arnsberg: Friedrich Merz, CDU-Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat der Union, unterhält sich bei der Stimmabgabe im Wahllokal in der Schützenhalle Arnsberg-Niedereimer mit einer Bürgerin. © Rolf Vennenbernd/dpa

Merz macht Spaziergang mit seiner Frau zum Wahllokal

Der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz (CDU) hat seinen Wahlzettel an seinem Wohnort im Hochsauerlandkreis in einer Schützenhalle abgegeben. Bei strahlendem Sonnenschein war er in Begleitung seiner Frau Charlotte zu Fuß gekommen. Auf dem Weg begrüßte er viele Wähler:innen und Bekannte. Ein Statement für die wartenden Journalist:innen gab er nicht. Im Anschluss wollte Merz nach Berlin reisen.

Merz tritt im Hochsauerlandkreis zum wiederholten Male als Direktkandidat an. 2021 hatte er das Mandat mit 40,4 Prozent der Erststimmen gewonnen und war damit nach längerer Politikpause in den Bundestag zurückgekehrt. Das ländlich geprägte Hochsauerland ist eine CDU-Bastion: Bislang ging hier seit Bestehen der Bundesrepublik noch kein Direktmandat verloren.

 
23. Februar 2025, Brandenburg, Potsdam: Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler und Kanzlerkandidat, gibt in dem Wahllokal in der IHK in Potsdam seine Stimme ab.
23. Februar 2025, Brandenburg, Potsdam: Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler und Kanzlerkandidat, gibt in dem Wahllokal in der IHK in Potsdam seine Stimme ab. © Michael Kappeler/dpa

Scholz: Erst joggen, dann wählen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in Potsdam seine Stimme für die Bundestagswahl abgegeben. Händchenhaltend lief der 66-Jährige mit seiner Ehefrau Britta Ernst zum Wahllokal bei der Industrie- und Handelskammer. Am Morgen war Scholz in Begleitung von Personenschützern noch beim Joggen in Potsdam zu sehen gewesen. Scholz' Frau feiert am Wahltag zudem Geburtstag und wird 64 Jahre alt.

Scholz tritt als Direktkandidat in Potsdam unter anderem gegen Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock an. Er will im Fall eines Gewinns des Direktmandats in Potsdam die gesamte Legislaturperiode im Bundestag bleiben - auch wenn er nicht erneut Regierungschef wird.

 
Bayern, Nürnberg: Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, gibt in einem Wahllokal in einer Schule seine Stimme ab.
Bayern, Nürnberg: Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, gibt in einem Wahllokal in einer Schule seine Stimme ab.© Daniel Karmann/dpa

"Alles gelegt"?: Söder gibt sich bei Stimmabgabe optimistisch für starkes Ergebnis der Union

Trotz zuletzt teilweise schlechter werdender Umfragewerte hat sich CSU-Chef Markus Söder bei seiner Stimmabgabe optimistisch über ein gutes Ergebnis für die Union geäußert. "Ja, ich bin schon sehr zuversichtlich. Ich hoffe, dass wir am Ende die Regierung für unser Land bekommen, damit sich was Richtiges ändert und nicht nur einfach so weitergemacht wird", sagte er in einem Wahllokal in Nürnberg. Das sei sein eigentlicher Wunsch, weil es die Demokratie stärke.

Zu möglichen Optionen für eine sogenannte Zweierkoalition wollte sich Söder auf Nachfrage nicht äußern, es sei nun "alles gelegt, jetzt schauen wir mal". Ohnehin wäre eine Zweierkoalition eigentlich ein reines Bündnis von CDU und CSU, ohne einen weiteren Partner, fügte er mit humorvollem Unterton an. "Das wäre zwar super, aber wohl eher unwahrscheinlich." Söder hatte im Wahlkampf immer wieder eine Koalition der Union mit den Grünen abgelehnt.

Die Union ist Wahlumfragen zufolge zwar deutlich stärkste Kraft. Doch sahen manche Institute sie zuletzt unter der wichtigen Marke von 30 Prozent. Denkbar wären Koalitionen mit der SPD oder den Grünen, je nach Wahlausgang müssten aber sogar zwei zusätzliche Partner gefunden werden.

 
23. Februar 2025: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender geben im Wahllokal in der Erich-Kästner-Grundschule in Berlin-Dahlem ihre Stimmzettel ab.
23. Februar 2025: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender geben im Wahllokal in der Erich-Kästner-Grundschule in Berlin-Dahlem ihre Stimmzettel ab. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Steinmeier appelliert: "Gehen Sie wählen"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei seiner Stimmabgabe den Wahlhelfer:innen gedankt und alle Bürger:innen und dazu aufgerufen, zur Wahl zu gehen. "Nutzen Sie Ihr Wahlrecht, gehen Sie wählen, bestimmen Sie mit über die Zukunft unseres Landes und wählen Sie in dem Bewusstsein, dass Ihre Stimme die Entscheidende sein könnte", sagte er am Morgen in der Erich-Kästner-Grundschule in Berlin-Zehlendorf.

Steinmeier erinnerte an die besonders kurze Vorbereitungszeit für die Bundestagswahl an diesem Sonntag infolge der vorzeitigen Auflösung des Bundestags. "Deshalb war das eine riesige Kraftanstrengung." Er dankte der Bundeswahlleiterin, Ruth Brand, die den Bundespräsidenten am Morgen begrüßte, den Landeswahlleitern sowie den Wahlhelfer:innen. Bundeswahlleiterin Brand schloss sich dem Dank an und wünschte allen Beteiligten einen reibungslosen Wahlablauf.

Gemeinsam mit Steinmeier gab auch dessen Ehefrau, Elke Büdenbender, ihre Stimme im selben Wahllokal ab.

 
Heute findet die vorgezogene Wahl zum 21. Deutschen Bundestag statt. Seit 8:00 Uhr können Wähler:innen ihre Stimme abgeben.
Heute findet die vorgezogene Wahl zum 21. Deutschen Bundestag statt. Seit 8:00 Uhr können Wähler:innen ihre Stimme abgeben.© Kay Nietfeld/dpa

Die Wahllokale sind geöffnet

In ganz Deutschland haben um 8.00 Uhr die Wahllokale für die Bundestagswahl geöffnet. Bis 18.00 Uhr können die Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben, dann beginnt die Auszählung. In den rund 65.000 Wahllokalen sind dafür etwa 675.000 ehrenamtliche Helfer:innen im Einsatz. Zur Wahl aufgerufen sind über 59 Millionen Menschen im Bundesgebiet.

Laut Umfragen dürfte die Union mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) stärkste Kraft werden, gefolgt von der AfD. Dahinter lagen im Mittelfeld zuletzt SPD und Grüne.

Der neue Bundestag wird wegen einer Reform deutlich schlanker sein. Die Zahl der Abgeordneten wurde auf 630 begrenzt – mehr als 100 weniger als aktuell. Dafür fallen die sogenannten Überhang- und Ausgleichsmandate weg, die bisher das Parlament oft stark aufgebläht haben.

Nun kommen mit Erststimme gewählte Kandidaten nur noch in den Bundestag, wenn ihre Partei auch genügend Zweitstimmen hat.

 
22. Februar 2025, Bayern, München: Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz, wischt sich nach seiner Rede beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss von CSU und CDU für die Bundestagswahl das Gesicht ab.
22. Februar 2025, Bayern, München: Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz, wischt sich nach seiner Rede beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss von CSU und CDU für die Bundestagswahl das Gesicht ab.© Sven Hoppe/dpa

Merz: Politik für die, die "noch alle Tassen im Schrank haben"

SPD-Co-Chef Lars Klingbeil hat Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kurz vor der Wahl vorgeworfen, mögliche Koalitionspartner abzuschrecken. "Friedrich Merz macht auf den letzten Metern des Wahlkampfes die Gräben in der demokratischen Mitte unseres Landes nochmals tiefer", schrieb Klingbeil auf "X", meldete die Nachrichtenagentur Reuters. "Kann man machen. Schlau ist es allerdings nicht", warnte Klingbeil mit Blick auf mögliche Koalitionsverhandlungen. Merz hatte auf der Abschlusskundgebung der Union in München gesagt: "Links ist vorbei." Jetzt werde die Union Politik für die Mehrheit machen, "die gerade denken und auch noch alle Tassen im Schrank haben".

 

Newsticker zur Bundestagswahl: Scholz erwartet schwierige Regierungsbildung

Kanzler Olaf Scholz hat davor gewarnt, dass es nicht leicht werden könnte, nach den Wahlen eine Koalition zustande zu bringen. "Es wird in Deutschland schwierig, Regierungen zu bilden", sagte er am Rande eines SPD-Bürgerdialogs in Potsdam, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Auch die Ampel habe drei Jahre lang Kompromisse schließen müssen. "Das wird wohl auch künftig nötig sein", mahnte Scholz. "Der Eindruck, den der eine oder die andere erweckt hat, dass das einfach wird, er ist bestimmt falsch", sagte er in Anspielung auf die Union.

 
22. Februar 2025, München: Markus Söder (CSU) beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss von CSU und CDU für die Bundestagswahl
22. Februar 2025, München: Markus Söder (CSU) beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss von CSU und CDU für die Bundestagswahl© Sven Hoppe/dpa

Söder für Bundestag ohne FDP: "Sorry, lieber Christian Lindner"

CSU-Chef Markus Söder hat nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters die Hoffnung geäußert, dass die FDP bei der Bundestagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert. "Jetzt auf den letzten Metern die FDP noch reinzudrücken, macht es eher noch komplizierter", sagte Söder bei der Kundgebung der Union zum Wahlkampfanschluss. Nach der Wahl werde eine Koalitionsbildung umso einfacher, je weniger Parteien im Bundestag vertreten seien. "Sorry, lieber Christian Lindner", so Söder mit Blick auf den FDP-Vorsitzenden.

 

Weidel fordert, Kita-Gebühren zu streichen

Der Bund sollte nach Auffassung des Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck mehr finanzielle Verantwortung bei der Kinderbetreuung übernehmen. Die Betreuungsinfrastruktur sei nicht gut genug, sagte Habeck in einer Diskussionsrunde der Sender ProSieben/Sat.1 zur Bundestagswahl. "Deswegen müssen wir massiv da reininvestieren."

Das sei eigentlich die Aufgabe von Ländern und Kommunen. Aber: "Ich will, dass der Bund diese Bildungsaufgabe, denn das ist ja kindliche Betreuung, verlässlich für alle Menschen und vor allem für die Frauen garantiert in der Zukunft." Man dürfe es nicht am Geld scheitern lassen.

An der Runde nahmen auch die Kanzlerkandidat:innen von SPD und AfD, Olaf Scholz und Alice Weidel teil. Zur Behebung des Fachkräftemangels plädierte Scholz dafür, die Erzieher:innen-Ausbildung, die bislang nur an Schulen erfolgt, zu einem bezahlten Lehrberuf zu machen. Weidel forderte, Erzieher:innen besser zu bezahlen und Kita-Gebühren ganz zu streichen.

 
22. Februar 2025, Schweiz, Einsiedeln: Menschen nehmen an der "Demo gegen Rechts" in Einsiedeln teil, wo AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel einen Wohnsitz hat.
22. Februar 2025, Schweiz, Einsiedeln: Menschen nehmen an der "Demo gegen Rechts" in Einsiedeln teil, wo AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel einen Wohnsitz hat. © Urs Flueeler/KEYSTONE/dpa

Protest gegen Alice Weidel an ihrem Schweizer Wohnort

Im Schweizer Wohnort von AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel und ihrer Familie haben einige Hundert Menschen protestiert. Im Dorf Einsiedeln im Kanton Schwyz war eine "Demonstration gegen den Rechtsruck" angemeldet und genehmigt worden. Es reisten aber auch Gegendemonstrant:innen an. Die Polizei war mit Großaufgebot im Einsatz.

Eine Seite skandierte Parolen wie "Nazis raus", während die Gegendemonstranten "AfD" schrien. Die Stimmung war angespannt, wie Reporter vor Ort berichteten. Für die Gegendemonstration gab es keine Bewilligung. Das hatte das Dorf Einsiedeln mit rund 10.000 Einwohner:innen mit Platzmangel begründet, wie der Landschreiber von Einsiedeln, Patrick Schönbächler, auf Anfrage sagte.

 

Kanzler Scholz für Absenkung des Wahlalters

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will sich für eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre auch bei Bundestagswahlen einsetzen. Zum Wahlkampfabschluss der SPD sagte er in Brandenburg an der Havel: "In vielen Ländern ist das ja schon der Fall und bei vielen kommunalen Wahlen in Deutschland auch. Es hat gut funktioniert und alle Vorurteile darüber waren nicht richtig."

Allerdings müsse für die Absenkung des Wahlalters auf 16 das Grundgesetz geändert werden. "Es ist die CDU, die noch nicht überzeugt ist", so Scholz.

 

Scholz zeigt sich kurz vor der Wahl zuversichtlich

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gibt sich zum Abschluss des Wahlkampfes optimistisch für einen Erfolg in seinem Wahlkreis in Potsdam. "Ich bin ganz sicher, dass der Wahlkreis von mir erneut gewonnen werden kann – so wie beim letzten Mal", sagte der SPD-Kanzlerkandidat der Deutschen Presse-Agentur einen Tag vor der Bundestagswahl. "Die Stimmung ist danach." Er zeigte sich auch zuversichtlich mit Blick auf die Zweitstimmen. In Umfragen lagen die Sozialdemokraten zuletzt mit Abstand hinter Union und AfD.

Scholz setzt auf unentschlossene Wähler:innen. "Ich glaube nicht an Wunder, sondern an einen Wahlsieg", sagte er vor Journalisten. "Ich bin überzeugt, es wird diesmal so sein, dass ganz viele sich erst im Wahllokal entscheiden." Er zeigte sich sicher, dass sich viele entschieden, der SPD beide Stimmen zu geben, "damit wir stark genug sind und damit die Regierung unter meiner Führung fortgesetzt werden kann".

 

Trump wenig interessiert an Wahlen in Deutschland

Trump bricht Schweigen zu Bundestagswahl

US-Präsident Donald Trump hat kein besonderes Interesse an der Bundestagswahl in Deutschland gezeigt. Auf die Bitte einer Reporterin um einen Kommentar zur bevorstehenden Wahl sagte Trump im Weißen Haus lediglich: "Ich wünsche ihnen Glück." Der US-Präsident fügte lapidar hinzu: "Wir haben hier unsere eigenen Probleme."

Zuvor hatte unter anderem der im Auftrag Trumps arbeitende Tech-Milliardär Elon Musk und Vizepräsident J.D. Vance offen ihre Sympathien für die AfD zur Schau getragen. Vance hatte sich am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz mit AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel getroffen, Musk hatte an einer Twitter-Diskussion mit Weidel teilgenommen und erklärt, nur die AfD könne Deutschland retten.

 

Scholz will künftig immer "klare Ansagen" machen

Als Lehre aus der gescheiterten Ampel-Regierung will sich Bundeskanzler Olaf Scholz künftig mit Klarheit nicht zurückhalten. "Ich werde in Zukunft immer klare Ansagen machen, auch wenn es vielleicht die Kompromisse schwieriger macht", sagte Scholz am Abend in Dortmund bei der großen Abschlusskundgebung der SPD im Bundestagswahlkampf. "Es muss für unser Land nachvollziehbar sein, worum es geht und wohin der Kanzler will."

 

Merz und Scholz liefern sich Fernduell in NRW

Anderthalb Tage vor der Bundestagswahl haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sein Herausforderer Friedrich Merz (CDU) im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW um Wähler:innenstimmen geworben. Es müsse "klar sein, dass die SPD viel, viel stärker ist als in den jetzigen Umfragen", sagte Scholz beim Wahlkampfschluss seiner Partei in Dortmund. Unions-Kanzlerkandidat Merz zeigte sich seinerseits siegessicher. "In weniger als 48 Stunden ist das Kapitel endgültig Geschichte", rief Merz in Oberhausen seinen Anhänger:innen zu.

 

Linken-Chef van Aken zu Koalitionsgesprächen bereit

Der Linken-Vorsitzende Jan van Aken hat im Falle eines Einzugs seiner Partei in den Bundestag seine grundsätzliche Bereitschaft für eine Regierungsbeteiligung signalisiert. "Leute, wenn es reicht am Sonntagabend: Ich bin zu Koalitionsgesprächen bereit", sagte van Aken beim Wahlkampfendspurt seiner Partei in einer Kinohalle im Berliner Stadtteil Friedrichshain.

Der Werbeslogan seiner Partei laute zwar "Alle wollen regieren. Wir wollen verändern." Das bedeute aber nicht, dass die Linke grundsätzlich nicht mitregieren wolle, sagte van Aken. Das Wichtigste sei nun aber eine Vertretung im Bundestag. Und dafür kämpfe seine Partei auch zwei Tage vor der Bundestagswahl an diesem Sonntag, sagte van Aken. Trotz der soliden Umfragewerte für seine Partei sei "noch nichts gewonnen".

Die Linke erreichte in der Umfrage beim "ZDF"-Politbarometer am Donnerstag einen Wert von acht Prozent. Das wäre ein deutlicher Zugewinn gegenüber der Bundestagswahl 2021, als die Partei die Fünf-Prozent-Hürde verfehlte und nur über Direktmandate knapp in den Bundestag einzog.

 
8. Februar 2025, Nürnberg: Markus Söder (rechts), Alexander Dobrindt (links) und Friedrich Merz beim kleinen CSU-Parteitag
8. Februar 2025, Nürnberg: Markus Söder (rechts), Alexander Dobrindt (links) und Friedrich Merz beim kleinen CSU-Parteitag© Daniel Karmann/dpa

Merz, Söder und Dobrindt beim Wahlkampf-Abschluss in München

CDU und CSU veranstalten am Samstagnachmittag (22. Februar) in München ihren Abschluss des Bundestagswahlkampfs. Hauptredner im Löwenbräukeller sind Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Chef Friedrich Merz, CSU-Chef Markus Söder und CSU-Spitzenkandidat Alexander Dobrindt. Die Veranstaltung findet unter hohen Sicherheitsauflagen und hinter verschlossenen Türen statt.

 

Linnemann: Kommt auf jede Stimme an

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann will unentschlossene Wähler:innen angesichts auseinander fallender Umfragewerte für die Union im Endspurt zur Bundestagswahl mit einem eindringlichen Appell überzeugen.

"Dass die Demoskopen 48 Stunden vor dem Wahltermin noch so weit auseinanderliegen zeigt, dass noch nicht entschieden ist, ob unser Land die starke Regierung bekommt, die es braucht", sagte Linnemann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

"Es kommt jetzt auf jede Stimme an", betonte der CDU-Politiker. Man werde "bis zur letzten Minute für einen Politikwechsel in unserem Land und Friedrich Merz als Bundeskanzler kämpfen", fügte er mit Blick auf den CDU-Chef hinzu.

Nach einer am Freitag (21. Februar) veröffentlichten Allensbach-Umfrage im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" kommt die Union aus CDU und CSU auf 32 Prozent, wie bei der vorherigen Umfrage des Instituts. Im ZDF-Politbarometer war die Union am Vortag nur noch auf 28 Prozent gekommen, zwei Punkte weniger als in der vergangenen Woche.

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  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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