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Ereignisse im Ticker-Protokoll

Foto zeigt Nawalny im offenen Sarg - vor der Kirche offener Protest gegen Putin

  • Aktualisiert: 01.03.2024
  • 14:58 Uhr
  • Lena Glöckner
Männer tragen den Sarg des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny in die Kirche.
Männer tragen den Sarg des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny in die Kirche.© Uncredited/AP/dpa

Zwei Wochen nach seinem Tod im Straflager ist der Kremlgegner Nawalny auf dem Moskauer Friedhof Borissowskoje beerdigt worden. Erstmals seit Jahren kam es wieder zu offenem Protest gegen Putin - und das weitgehend ungestört. Die Ereignisse im Ticker-Protokoll.

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14:54 Uhr: Nawalnys Witwe Julija Nawalnaja nahm aus Sicherheitsgründen nicht an der Trauerfeier teil. Sie hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt und würde deshalb eine Festnahme riskieren. Doch veröffentlichte sie auf der Plattform X nun ein Statement, in dem sie sich von ihrem Mann verabschiedete: "Ljoscha, ich danke dir für 26 Jahre absolutes Glück. Ja, sogar für die letzten drei Jahre des Glücks. Für die Liebe, dafür, dass du mich immer unterstützt hast, dass du mich sogar im Gefängnis zum Lachen gebracht hast, dass du immer an mich gedacht hast. Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll, aber ich werde mein Bestes geben, damit du dich da oben für mich freust und stolz auf mich bist. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe oder nicht, aber ich werde es versuchen. Ich bin sicher, dass wir uns eines Tages treffen werden. Ich habe so viele unerzählte Geschichten für dich, und ich habe so viele Lieder für dich auf meinem Handy gespeichert, alberne und lustige und im Allgemeinen, ehrlich gesagt, schreckliche Lieder, aber sie handeln von uns, und ich wollte so gerne, dass du sie dir anhörst. Und ich wollte so gerne sehen, wie du sie dir anhörst und lachst und mich dann umarmst. Ich werde dich immer lieben. Ruhe in Frieden."

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14:14 Uhr: Der Sarg mit dem Leichnam von Alexej Nawalny wurde zu den Klängen von Frank Sinatras "My Way" auf dem Moskauer Friedhof Borissowskoje ins Grab gesenkt. Tausende Menschen sind auf dem Weg zur letzten Ruhestätte. Die anwesenden Trauernden durften eine Handvoll Erde in den Sarg werfen, während das Orchester Musik aus "Terminator 2" spielte. Nawalny selbst habe den Film wiederholt als "den größten Film aller Zeiten und Völker" bezeichnet, erinnerte sich der Oppositionspolitiker Leonid Wolkow im Livestream des Nawalny-Teams.

Offener Protest gegen Putin und den Kreml

13:46 Uhr: Bei der Verabschiedung von Alexej Nawalny kam es zu offenem Protest gegen Präsident Wladimir Putin. "Russland ohne Putin!", "Putin ist ein Mörder!", "Russland wird frei sein!" und "Nein zum Krieg!" skandierten Menschen im Chor, wie Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Sie sprachen angesichts des Großaufgebots an Uniformierten der Sonderpolizei Omon von einer angespannten Atmosphäre.

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13:31 Uhr: Vor der Kirche hat sich eine zwei Kilometer lange Schlange mit Wartenden gebildet, die sich von Nawalny verabschieden wollen. Viele Menschen klatschten und riefen Nawalnys Namen. Der Sarg wurde nach der Trauerfeier wieder aus der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" im südöstlichen Bezirk Marjino getragen. Er wurde dann zur Beerdigung transportiert, die für 16.00 Uhr (14.00 Uhr MEZ) auf dem Borissowskoje-Friedhof geplant war.

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Kilometerlange Schlange vor Nawalny-Beerdigung - Witwe und Kinder nicht vor Ort

13:16 Uhr: Die Trauerfeier ist inzwischen vorbei, sie ist scheinbar im Eiltempo durchgeführt worden. Ein Foto der Zeremonie hat das Team von Nawalny aber inzwischen veröffentlicht. Darauf erweisen Angehörige und Freund:innen dem russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny am offenen Sarg die letzte Ehre.

Bilder zeigen, wie die Leiche von Blumen bedeckt im Sarg liegt, umgeben von zahlreichen Menschen während des Gottesdienstes. Zu sehen ist auch Alexej Nawalnys Gesicht. Seine Mutter, die eine Kerze in der Hand hielt, und sein Vater saßen während der Zeremonie am Sarg.

Auf diesem vom Nawalny-Team veröffentlichten Foto erweisen Angehörige und Freund:innen dem toten Oppositionsführer am offenen Sarg die letzte Ehre.
Auf diesem vom Nawalny-Team veröffentlichten Foto erweisen Angehörige und Freund:innen dem toten Oppositionsführer am offenen Sarg die letzte Ehre.© Uncredited/Navalny Team/AP/dpa

Witwe Julija Nawalnaja, Tochter Darja und Sohn Sachar nahmen nicht an der Trauerfeier teil, weil sie zu ihrer eigenen Sicherheit im Ausland sind. Nawalnys Frau hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt. Sie würde damit eine Festnahme riskieren. Auch Nawalnys Team ist nicht im Land, weil seine Mitarbeiter:innen, die als Extremist:innen gelten, ebenfalls sofort festgenommen würden.

Nawalnys Eltern vor Ort

12:38 Uhr: Eigentlich sollte die Trauerfeier übertragen werden, so hatte es Nawalnys Team angekündigt. Doch bislang fehlt das Signal aus dem Inneren der Kirche. An der Kirche hing Berichten zufolge eine Aufforderung, nicht zu filmen oder zu fotografieren. Inzwischen haben Nawalnys Eltern, Anatoli und Ljudmila, die Kirche betreten.

Wie der "Spiegel" berichtet, haben sich rund um die Kirche mehrere Gefangenentransporter angesammelt. 

Anatoli Nawalny (r.) und Ljudmila Nawalnaja, die Eltern des verstorbenen russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny, gehen zur Kirche.
Anatoli Nawalny (r.) und Ljudmila Nawalnaja, die Eltern des verstorbenen russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny, gehen zur Kirche.© Uncredited/AP/dpa
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Sarg ist an der Kirche angekommen

12:11 Uhr: Der Sarg hat den Friedhof im Moskauer Bezirk Marjino inzwischen erreicht. Die anwesenden Trauernden jubelten und applaudierten, als Sicherheitskräfte den Sarg aus dem Wagen hoben. Sie skandierten: "Nawalny, Nawalny." Männer zogen den braunen Sarg aus einem schwarzen Transporter und trugen ihn dann im Gleichschritt in die Kirche. 

Einige riefen: "Du hattest keine Angst. Und wir haben keine Angst." Zur Trauerfeier kamen auch westliche Botschafter, darunter der Deutsche Alexander Graf Lambsdorff.

12:02 Uhr: Dass sich trotz des Großaufgebots von Polizei und Sicherheitskräften Tausende Menschen vor der Kirche versammelt haben, berichtet uns :newstime-Reporter Adrian Kriesch. Er sei zehn Minuten lang gelaufen und die Menschenschlange habe nicht aufgehört. Adrians weiteren Eindrücke seht ihr im angehängten Video.

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11:12 Uhr: Die Angehörigen Alexej Nawalnys haben den Körper des 47-Jährigen am Morgen in der Leichenhalle in Moskau mit Verzögerung für die Beerdigung erhalten. Sie seien um 10 Uhr Ortszeit (8 Uhr MEZ) dort gewesen, aber hätten den Leichnam erst nicht und dann mit Verspätung bekommen, teilte Nawalnys Team mit. Es dauere eine Stunde, um mit dem Sarg zur Kirche zu gelangen, hieß es. Womöglich könne es zur Verzögerung bei der Trauerfeier und bei der Beerdigung kommen.

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Hunderte Menschen drängen sich an Metallgittern

10:04 Uhr: Trotz eines Großaufgebots von Polizei und Sicherheitskräften haben sich schon Stunden vor der Beerdigung des Kremlgegners Alexej Nawalny in Moskau Hunderte Menschen versammelt. An der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" im südöstlichen Bezirk Marjino drängten sich die Menschen an Metallgittern, um sich von dem Oppositionsführer zu verabschieden. Viele trugen Blumen in den Händen. In der Kirche ist für 14 Uhr Ortszeit (12 Uhr MEZ) eine Trauerfeier angesetzt. Die Beerdigung ist zwei Stunden später auf dem Borissowskoje-Friedhof geplant.

Ein Polizist bewacht Zaungäste in der Nähe der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" im südöstlichen Bezirk Marjino, in der Kremlgegner Alexej Nawalny beigesetzt werden soll.
Ein Polizist bewacht Zaungäste in der Nähe der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" im südöstlichen Bezirk Marjino, in der Kremlgegner Alexej Nawalny beigesetzt werden soll. © Uncredited/AP/dpa

09:19 Uhr: Russlands Machtapparat hat vor der geplanten Beerdigung des Kremlgegners an der Kirche und am Friedhof eine für die Trauernden beispiellose Drohkulisse aufgebaut. Metallgitter wurden weiträumig aufgestellt, Dutzende Einsatzfahrzeuge mit Uniformierten bezogen schon am frühen Morgen Stellung, Uniformierte überprüften Dokumente und persönliche Gegenstände von Passanten, wie russische Medien meldeten. Auch das mobile Internet sei heruntergeregelt worden. An der Kirche hing den Berichten zufolge eine Aufforderung, nicht zu filmen oder zu fotografieren.

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Was zuletzt geschah

Zwei Wochen nach seinem Tod in einem Straflager soll der bekannte Kremlgegner Alexej Nawalny an diesem Freitag in der russischen Hauptstadt Moskau beigesetzt werden. Die Trauerfeier in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" im südöstlichen Bezirk Marjino ist für 14.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) geplant, wie Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Donnerstag bestätigte.

Zwei Stunden später soll dann die Beisetzung auf dem rund eine halbe Stunde zu Fuß entfernten Friedhof Borissowskoje erfolgen. Anwesend sein will dabei auch der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, wie die Deutsche Presse-Agentur auf Anfrage erfuhr. Befürchtet wird, dass der russische Machtapparat hart gegen Nawalnys Unterstützer vorgehen wird.

Schon am Donnerstag bezog die Polizei vor dem Friedhof Stellung und kontrollierte Ausweise sowie Taschen von Passanten. Zudem wurden zahlreiche Absperrgitter zum Friedhofsgelände gebracht. Schon in den vergangenen Wochen wurden russlandweit Hunderte Menschen festgenommen, die an Denkmälern Blumen für den bekannten Oppositionspolitiker niederlegen wollten.

Nawalny-Sprecherin Jarmysch beklagte zudem auf der Plattform X (früher Twitter), dass die Behörden die Vorbereitungen für die Trauerfeier weiter behinderten. So sei es noch immer nicht gelungen, einen Leichenwagen zu organisieren, um Nawalnys Körper in die Kirche zu bringen, schrieb sie am Donnerstagnachmittag. Die Moskauer Bestattungsunternehmen erhielten Drohanrufe von Unbekannten, die sie davor warnten, den Leichnam zu transportieren. "Trotz aller Widerstände wird die Verabschiedung von Alexej morgen definitiv stattfinden", bekräftigte sie aber.

Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Nawalnys Angehörige und Unterstützer über Druck und Erpressungsversuche vonseiten der russischen Behörden berichten. Für besonderes Entsetzen sorgte etwa, dass die Behörden Nawalnys Leiche zunächst rund eine Woche unter Verschluss hielten und Mutter Ljudmila Nawalnaja gemeinsam mit einem Anwalt in der Polarregion nach dem Körper suchen musste.

Dann wollte der Machtapparat sie dazu zwingen, die Beisetzung ihres Sohnes heimlich abzuhalten, wie Ljudmila Nawalnaja mehrfach sagte. Dagegen jedoch sträubte sie sich und forderte öffentlich, dass die Russen die Möglichkeit haben sollten, sich von Nawalny zu verabschieden.

Schließlich erklärte Nawalnys Team dann, einen Ort für die Trauerfeier organisieren zu wollen. Die Suche gestaltete sich allerdings erwartungsgemäß schwierig. Einen Saal, in dem Nawalnys Körper - wie nach russisch-orthodoxer Tradition üblich - für alle Trauernden zugänglich vor dem Trauergottesdienst aufgebahrt wird, fanden sie nicht. Deshalb soll es jetzt nur Andacht und Beerdigung geben. Kurz vor der Präsidentenwahl am 17. März sind dem Kreml jegliche größeren kritischen Veranstaltungen ein Dorn im Auge.

Nawalny ist offiziellen Angaben zufolge am 16. Februar im Alter von 47 Jahren in einem Straflager nördlich des Polarkreises gestorben. Der scharfe Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin war durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und ständige Einzelhaft im Lager körperlich sehr geschwächt. Seine Unterstützer und auch viele internationale Beobachter sind sich deshalb einig, dass von einer "natürlichen" Todesursache, wie es auf dem Totenschein heißen soll, keine Rede sein kann.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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