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Neuer Bewerbungstrend

Ansturm auf kanadische Universitäten von US-Studenten

  • Veröffentlicht: 16.04.2025
  • 12:09 Uhr
  • Claudia Scheele
UBC sign logo in Robson Square.
UBC sign logo in Robson Square.© IMAGO/Pond5 Images

Immer mehr Student:innen möchten an Universitäten in Kanada studieren. Diese melden einen Anstieg an Bewerbungen und Besichtigungen von US-Bürger:innen.

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Inhalt

Seit der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump machen sich die Universitäten in den USA Sorgen um ihre Zukunft. Nicht nur renommierte Wissenschaftler:innen verlassen aus diesem Grund das Land, sondern auch Student:innen schauen sich nun anderweitig um. Besonders kanadische Universitäten erleben nun, was das bedeutet und melden einen Ansturm von Bewerber:innen aus den USA.

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Die University of British Columbia (UBC) in Vancouver meldete zum 1. März einen Anstieg der Bewerbungen von US-Bürger:innen um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die University of Toronto - Kanadas größte Universität nach Zahl der Student:innen - berichtete ebenfalls von einem "deutlichen Anstieg" der Bewerbungen von Amerikaner:innen oder im Nachbarland lebenden Student:innen. Ein Sprecher der University of Waterloo sprach von einer Zunahme von US-Besucher:innen auf dem Campus und mehr Internetanfragen.

Abwanderung der Student:innen wegen Trump-Regierung

UBC führt den Anstieg auf die Politik der Trump-Regierung zurück, während Toronto und Waterloo keine Gründe für das gestiegene Interesse aus den USA angeben. "Dies ist auch eine Folge der jüngsten Verschärfung der Visa-Bestimmungen für internationale Studierende in den USA und der nun erfolgten Einrichtung eines Zentrums, das die Social-Media-Konten ausländischer Studierender liest", sagte UBC-Hochschullehrer Gage Averill.

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Trump hat zuletzt einen Streit mit der Elite-Universität Harvard entfacht. Nachdem das Bildungsministerium bereits Fördergelder in Milliardenhöhe auf Eis legte, drohte Trump nun am Dienstag (15. April) auch noch mit dem Entzug von Steuervorteilen, weil die international renommierte Hochschule den von der Regierung geforderten Kurswechsel etwa bei der Zulassung von Student:innen nicht mitmachen will. Womöglich sollte Harvard die Steuerbefreiung gestrichen werden, schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Stattdessen sollte die Universität vielleicht eher als politische Einrichtung besteuert werden, "wenn sie weiterhin politisch, ideologisch und terroristisch inspirierte/unterstützende 'Krankheit' vorantreibt?" Eine Steuerbefreiung dürfe es schließlich nur geben, wenn im öffentlichen Interesse gehandelt werde.

Kanadische Universitäten machen sich Sorgen um die amerikanischen Universitäten

In Kanada wird das Vorgehen genau verfolgt. "Wir sind besorgt um die Universitäten der Vereinigten Staaten, unsere Schwesterinstitutionen in den USA, die derzeit unter enormem Druck stehen", sagte Averill. Im März hatte der an der Yale-Universität tätige Historiker Timothy Snyder seinen Wechsel an die Universität Toronto bekanntgegeben.

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Snyder ist nicht der einzige Wissenschaftler, der die US-Universität Yale verlassen hat. Die Historikerin Marci Shore, die mit Snyder verheiratet ist, und der Faschismusforscher Jason Stanley gaben ebenfalls ihren Wechsel nach Kanada im März bekannt. Stanley begründete seinen Schritt im Interview mit "Zeit Online" mit der politischen Entwicklung in den USA. Auslöser seines Schritts sei der Druck der US-Regierung auf die New Yorker Columbia University und deren Reaktion gewesen.

Die ersten Wissenschaftler:innen verlassen US-Universitäten

Der Faschismusforscher Stanley äußerte sich mit drastischen Worten zur politischen Situation in den USA. Auf die Frage, ob er von faschistischen Zuständen im Land sprechen würde, sagte er: "Ja, natürlich. Welche Begriffe sollen wir denn sonst verwenden?" Faschismus sei nicht einfach nur ein Schimpfwort, sondern ein Konzept, das helfe, die Realität zu verstehen. "Und was wir jetzt sehen – das ist Faschismus."

Shore sagte der Zeitung "Toronto Today", sowohl die Stadt Toronto als auch die dortige Munk School seien sehr attraktive Orte. "Aber natürlich hat die amerikanische Katastrophe bei unserer finalen Entscheidung eine Rolle gespielt." Sie befürchte, dass es einen Bürgerkrieg geben werde.

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Stanley sagte "Zeit Online", er habe beschlossen, Yale zu verlassen, als die Columbia University "unter Beweis gestellt hat, dass sie Feiglinge sind." Für die Androhung der Regierung, der Universität Bundesmittel zu streichen, habe es keine rechtliche Grundlage gegeben. "Es war reine Schikane. Und was tut die Columbia? Sie gehorchen allem, was gefordert wird." Eine Universität lebe von Freiheit. "Würde ich heute an der Columbia unterrichten, wüsste ich: Ein falsches Wort über die Regierung oder Israel - und ich wäre weg." Künftig würden die Übergriffe der Regierung zunehmen, warnte er.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur Reuters
  • Nachrichtenagentur dpa
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